Das Landrecht
Das Landrecht,
[
1891-1892] des -es, plur. die -e. 1) Die
Sammlung oder der Inbegriff der in einem Lande, d. i. einer Provinz, üblichen
bürgerlichen Rechte, das Provinzial-Recht; zum Unterschiede so wohl von dem
Römischen Rechte, dem kanonischen Rechte und dem Lehnrechte, als auch von dem
Stadtrechte. Es wird hier collective, so wohl im Singular als im Plural
gebraucht. Schon bey dem Notker Lantrechtiu. Das Sächsische Landrecht, das
Schwäbische Landrecht. 2) In einigen Ländern, z. B. in einigen Helvetischen
Cantons, ist das Landrecht so wohl dem Bergrechte, als auch dem Stadtrechte
entgegen gesetzet, und da begreift jenes den Inbegriff der auf dem flachen
Lande eingeführten Rechte. 3) Im Oberdeutschen, besonders in Schlesien, Böhmen
und andern Provinzen, ist das Landrecht so viel als ein Landgericht in der
ersten Bedeutung dieses Wortes, vor welchem die gemeinen Landesfachen, und
Dinge, welche die Güter der Adeligen betreffen, abgehandelt werden. In
Schlesien hat fast jede Provinz ihr eigenes Landrecht, in welchem gemeiniglich
der Landeshauptmann den Vorsitz hat, welchem der Landrichter, der Landkanzler,
mehrere Landschöppen oder Landrechtsbeysitzer, der Landschreiber u. s. f.
untergeordnet sind. Das kaiserlich königliche Landrecht in Nieder-Österreich
bestehet aus einem obersten Landrichter, mehrern Landräthen als Beysitzern,
einem Landschreiber u. s. f.
S. auch Landgericht.