Die Kreide
Die Kreide,
[
1765-1766] plur. inus. eine weiße,
kalkartige, leichte, feste Erde mit abfärbenden Theilen, welche zuweilen in der
Gestalt eines Steines vorkommt und besonders zum Schreiben gebraucht wird. Mit
doppelter Kreide schreiben, sagt man von jemanden, welcher zur Ungebühr
anschreibt. Von dem Gebrauche dieser Erde zum Anschreiben in den Gasthöfen wird
es auch figürlich so wohl für die Rechnung, als auch für Borg, Credit,
gebraucht. Bey einem in die Kreide gerathen, in die Schuld, in die Rechnung.
Auf die Kreide zehren, auf Rechnung, auf -
hier nichtlateinischer Text,
siehe Image - Immer frisch auf die Kreide los trinken. Wegen einer
Ähnlichkeit so wohl in der Farbe, als in der abfärbenden Beschaffenheit führen
auch noch einige andere feste Erdarten den Nahmen der -
hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - . Dergleichen ist die Spanische
Kreide, welche auch Schmerstein genannt wird, eigentlich ein weißer Speckstein
ist, und jetzt aus dem Bareuthischen kommt; die schwarze Kreide, welche ein
schwarzer, weicher, blätteriger und abfärbender Schiefer ist; die Brianßoner
Kreide, welche ein weißlicher und grüner Talk ist, der von Brianßon in
Frankreich kommt, aber auch in England gefunden wird. Anm. Im Nieders. Krite,
im Schwed. Krita, im Dän. Krid, im Böhm. Krida, im Franz. Craie, welche
insgesammt von dem Lat. Creta herstammen. Diesen Latein. Nahmen leitet man
gemeiniglich von der Insel Kreta her, von welcher die Kreide zuerst hergekommen
seyn soll. Indessen stände noch zu untersuchen, ob nicht vielmehr diese Insel
ihren Nahmen von ihren Kreidufern habe, und ob nicht die Kreide von dem sehr
alten Gebrauche, welchen man davon zum Schreiben gemacht, ihren Nahmen habe.
Gratten, griten, Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - ,
welches den Schall ausdruckt, den es bezeichnet, bedeutete ehedem nicht nur
kratzen, sondern auch schreiben.
S. Kratzen und Krietzeln.
[
1767-1768]