Kommen
Kommen,
[
1695-1696] verb. irreg. neutr. ich komme,
du kommst, er kommt; im gemeinen Leben und der vertraulichen Sprechart, du
kömmst, er kömmt. Imperf. ich kam; Conjunct. ich käme. Mittelw. gekommen.
Imperf. komm. Es erfordert das Hülfswort seyn, und bedeutet überhaupt,
gegenwärtig werden, in dem weitesten Umfange der Bedeutung, ohne Unterschied
der Art und Weise. 1. In engerer und vielleicht eigentlichster Bedeutung, von
lebendigen Geschöpfen, welche aus eigener Kraft an einem Orte persönlich
gegenwärtig werden. 1) Eigentlich, wo es, wenn es ohne Vorwort und absolute
stehet, sich auf die redende Person beziehet, an dem Orte der redenden Person
gegenwärtig werden. Da komme unser Freund. Werden sie nicht bald kommen? Wir
haben lange gewartet, aber es wollte niemand kommen. Die Gäste sind gekommen.
Sie kommen, als wenn sie gerufen wären, Gell. Sie kommen, wie gerufen. Es kommt
ein Löwe. Ich werde gleich kommen. Ich komme schon. Ich kann heute nicht
kommen. Komm und folge mir. Ich sehe niemand kommen. Wenn ich zu meinem Knechte
sage, komm her, so kommt er. Die Art und Weise, wie man kommt, wird häufig mit
dem Mittelworte der vergangenen Zeit ausgedruckt. Er kommt gegangen, geritten,
gefahren, gelaufen, gehinket u. s. f. Da kommen sie alle angestiegen. Da kam
sie hergeschossen. Hier kommt sie gleich gegangen, Gell. Jeder Freund kam
angerannt, Haged. So dürftig kommt er angekrochen, ebend. Die Katze kam zum
Adler hingekrochen, ebend. Und kommt es an den Strand geschwommen, Gell. Auch
in figürlicher Bedeutung. Dem ohngeachtet kommt er mit ein Paar Münzen
aufgezogen, Less. Wenn sie mir mit ihrer Liebe angezogen käme, Weiße. Nur in
der höhern Schreibart thut diese Wortfügung nicht alle Mahl die beste Wirkung,
ob es gleich nicht an solchen Beyspielen fehlet, besonders bey den ältern
Schlesischen Dichtern.
Aller Völker ganzer Haufen Werden kommen zugelaufen, Opitz Ps.
102. Daß er mit Gebeten Kam vor ihm getreten, ebend. Für dich (vor dir) Herr
kommen wir, dein armes Volk getreten, ebend. Komm blasser Tod, komm angezogen,
Ich fürchte dich versichert nicht, Gryph.
Ob es gleich auch Fälle gibt, wo sie ohne Nachtheil der Würde
der Schreibart gebraucht werden kann. Auf zerstückten Bretern kommen
Kriegesheere angeflogen, Kleist.
Wenn du auf deinem Wagen Daher gedonnert kommst, Opitz, von
dem Mars.
In einigen Fällen lässet sich dafür das Mittelwort der
gegenwärtigen Zeit gebrauchen. Singend, tanzend, springend kommen, für
gesungen, getanzet, gesprungen; ob es gleich nicht in allen angehet. Ehedem
gebrauchte man nur den bloßen Infinitiv. Ich khum yetzt gleich hergan, Theuerd.
Die Absicht warum man kommt, druckt man mit dem Infinitiv und dem Worte zu aus.
Ich komme, ihnen etwas zu sagen, was Neues zu hören, mit ihnen zu essen. Das
um, welches einige noch einflicken, ist unnöthig. Im Oberdeutschen und zuweilen
auch im gemeinen Leben der Hochdeutschen wird dieses zu zuweilen ausgelassen,
welches aber in der anständigern Sprechart widrig klingt.
Morus kam nach Hofe schmausen, Logan. Das Licht, so
unverwacht, Kam zu dem Menschen her, kam leuchten in der Nacht, Opitz.
Der Ort, wo man gegenwärtig wird, wird durch allerley
Vorwörter ausgedruckt. Wir konnten nicht bis an den Wald kommen. So bald er an
sie kam. An das Land kommen, an das feste Land, aus dem Wasser. Einem nahe auf
den Hals kommen. Auf den Berg kommen. Auf die Welt kommen, geboren werden. Wir
kamen nicht hinauf. Ich bin heute nicht aus dem Hause, nicht aus dem Bette
gekommen. Aus dem Gedränge kommen. Ich komme aus der Kirche. In die Welt
kommen, von Christo, durch die Menschwerdung in der Welt gegenwärtig werden. Er
ist noch in kein Bett gekommen. Komm mir nicht wieder in das Haus. Einem
[
1697-1698] in den Wurf kommen. Als ich in die Kirche kam.
Er kommt in keine Kirche, gehet niemahls in die Kirche. Was kommt mir da in den
Weg? Ins Gedränge kommen. Nach Hause kommen. Unter die Leute kommen, ausgehen.
Komm mir nicht unter die Augen. Von dem Boden, von dem Berge kommen. Von dem
Wege kommen, sich verirren. Ich kam ihm weder Tag noch Nacht von der Seite. Ich
komme von Hause. Wir kommen eben davon her. Ich kann nicht von ihm kommen.
Glücklich davon kommen, entfliehen. Komm mir nicht vor die Augen. Zur Stadt
kommen, in die Stadt. Nicht zum Essen, zu Tische, zur Schule kommen. Heute komm
ich nicht zu Hause. Er kam unvermuthet zu mir. Einem zu Hülfe kommen.
Ingleichen durch Nebenwörter, welche über dieß noch andere Umstände des Kommens
bezeichnen. Er ist noch nicht wieder herunter gekommen. So hoch komme ich
nicht. Weiter kommen. Wieder zurück kommen. Zusammen kommen. Herbey, herein,
empor, entgegen, nahe kommen u. s. f. Du kommst mir eben recht, zu gelegener
Zeit.
Wiewohl du kommst mir recht, ich wollte so schon speisen,
Haged.
Komm ich hier Recht? komme ich hier an den rechten Ort? Ich
komme hier wohl unrecht, an den unrechten Ort. Die Hauptwörter Weg und Straße
stehen, wenn sie diesem Zeitworte beygesellet werden, gemeiniglich in der
vierten Endung. Ich bin diesen Weg noch niemahls gekommen, bin ihn noch nie
gereiset. Ich hoffe, diese Straße nie wieder zu kommen. Das Wort Weg leidet
aber auch die zweyte Endung. Er kam zufälliger Weise des Weges. Ich möchte
dieses Weges so bald nicht wieder kommen, Less. Wenn das Wort kommen in der
Deutschen Bibel von Gott gebraucht wird, so bedeutet es seine Gegenwart durch
Wirkungen, besonders durch außerordentliche Wirkungen offenbaren. 2) Figürlich,
wo dieses Wort, (a) Überhaupt mit allerley Vor- und Nebenwörtern gebraucht
wird, ein Gerathen in allerley thätige und leidentliche Veränderungen,
Umstände, Zustände u. s. f. zu bezeichnen; selbst von solchen, welche eine
bleibende Dauer haben. So zahlreich die Fälle auch sind, in denen kommen auf
diese Art gebraucht wird, so lassen sie sich doch nicht nach Gutdünken
vermehren, sondern man muß es größten Theils bey denjenigen bewenden lassen,
welche der Gebrauch eingeführet und berechtiget hat. Zur Probe mögen folgende
dienen. Scharf an einander kommen, im Streite hitzig werden. Ich kann nicht an
ihn kommen; keine Gelegenheit finden, ihm zu schaden, ihn anzugreifen, ich kann
ihm nicht beykommen. An eines Stelle kommen. Als er im Lesen an diese Stelle
kam, bis dahin las. O, dem kommt man nicht ans Leben, man findet keine
rechtmäßige Ursache, ihm das Leben zu nehmen. Ich kann daraus nicht kommen,
kann mich nicht darein finden. Wir wollen sehen, wie wir aus einander kommen;
wie wir uns vergleichen. Aus seiner Gelassenheit kommen, gebracht werden. Aus
aller Fassung kommen. Aus der Noth, aus den Schulden kommen, davon befreyet
werden. Außer sich kommen. Auf einen Einfall, auf die Gedanken kommen. Wie
kommen sie denn heute auf diesen Einfall? Ich komme fast auf die Gedanken, daß
sie ihn nicht leiden kann. Dabey komme ich nicht auf meine Kosten, ich bekomme
meine ausgelegten Kosten dabey nicht wieder. Ich kann nicht darauf kommen, kann
mich nicht darauf besinnen. Komm ich auf meinen Kopf, setze ich es mir fest
vor. Auf den Bau kommen, zur Festungsarbeit verurtheilet werden. Wieder auf die
alten Sprünge kom- [
1697-1698] men. Auf die Spur kommen.
Blind kommen, im gemeinen Leben, übel ankommen. Da kommt Damötas blind, Gell.
Einem gleich kommen, es ihm gleich thun, ihm an einer thätigen Veränderung
gleich seyn. Hinter etwas kommen, es entdecken, ausfündig machen. Hinter die
Wahrheit kommen. Ich muß hinter die Sache, hinter seine Schliche kommen. Er ist
sehr herunter gekommen, in Verfall der Nahrung, in Armuth gerathen. In den
Himmel, in die Hölle kommen, im gemeinen Leben, selig werden, verdammt werden.
In das Gefängniß kommen, darein gebracht werden. Unschuldig in die Rede, in der
Leute Mäuler kommen, beredet werden. Aber ich komme gar in den Zorn, Gell. In
die Hitze kommen. In Bewegung kommen, bewegt werden. Zu kurz kommen, Schaden,
Nachtheil leiden. Dabey komme ich nicht zu kurz. Zwey Dinge kommen überein,
wenn sie einander gleich oder gemäß sind. Mit jemanden überein kommen, mit ihm
gleiche Gesinnung haben. Einem über das Geld kommen, ihm Geld entwenden. Über
jemand kommen, dem Range nach. Ich will schon über dich kommen, dich strafen.
Mit einem blauen Auge davon kommen, einen erträglichen, geringen Nachtheil
leiden. Kurz von der Sache zu kommen. Ich mache nicht gern zehen Allegata, wenn
ich mit Einem davon kommen kann, Less. Da werden sie mit einer leichten Strafe
davon kommen, Gell. Vor Furcht fast von Sinnen kommen. Von Kräften kommen. Ich
kann nicht dazu kommen, daß ich es thäte, kann nicht Zeit, Gelegenheit
bekommen. Mit jemanden zur Richtigkeit kommen, richtig mit ihm werden. Zu sich
selbst kommen, seiner selbst bewußt werden. Zu seinen Jahren kommen, mündig
werden. Zu Stande kommen, fertig werden. So kommen wir nimmermehr zu Stande, so
werden wir niemahls fertig. Zu Ende kommen, geendiget werden. Mit etwas zu Ende
kommen, es endigen. Zur Wirklichkeit kommen, wirklich werden. Zu Athem kommen.
Wieder zu Gnaden kommen. Zu Falle kommen, fallen, und figürlich von ledigen
Weibespersonen, geschwängert werden. Wie komme ich dazu, daß ich es thun soll?
Wir wollen abbrechen, wir kommen sonst zu weit. Wir sind schon so weit mit
einander gekommen, daß u. s. f. Er ist schon weit mit der Arbeit gekommen. Wenn
er nicht weiter kommen kann, so schimpft er. Man kommt jetzt mit Betrügern
weiter, als mit ehrlichen Leuten, Less. Mit der Ausflucht wirst du nicht weit
kommen. Ich kann damit nicht zu rechte kommen, weiß nicht damit umzugehen. Wie
käme ich zu rechte? Besonders mit den Vorwörtern um und zu; den Verlust und die
Erlangung des Besitzes einer Sache auf die allgemeinste Art zu bezeichnen. Um
sein Vermögen kommen, es verlieren. Um Ehre und Gut, um seine Gesundheit, um
seinen guten Nahmen kommen. Damit ich nicht darum komme. Wie bist du dazu
gekommen? wie hast du es bekommen? Er ist dazu gekommen, er weiß nicht wie. Er
kann zu nichts kommen, kann kein Vermögen erwerben. Man muß arbeiten, wenn man
zu etwas kommen will, wenn man Vermögen erwerben will. Ich bin sehr wohlfeil
dazu gekommen. Wie wäre er zum Gifte gekommen? Dazu kann man bald kommen, daß
man immer plaudert, Gell. Zu Kräften kommen. Zu Ehren, zu Ansehen kommen. Zu
Schaden kommen, Schaden leiden. Aber nicht, zur Gesundheit, zur Krankheit, zur
Schande u. s. f. kommen. Wie komme ich zu der Strafpredigt? Wenn dieses
Zeitwort von einem Umstande des Ortes gebraucht wird, so wird derselbe im
gemeinen Leben und der vertraulichen [
1699-1700] Sprechart
vermittelst eines Zeitwortes und dem Worte zu ausgedruckt. Der Stein kam auf
die breite Seite zu liegen. Im Fallen auf bey Rücken zu liegen kommen. Er kam
auf die Fuße zu stehen. Wir kamen gegen ihm über zu sitzen, zu stehen. Es kam
oben zu liegen. (b) Besonders, durch Worte gegenwärtig werden. Im Reden auf
eine Sache kommen. Wir wollen auf was anders kommen, von einer andern Sache
sprechen. Aber daß ich wieder auf das Hauptwerk komme, Gell. Um wieder auf
deinen Bruder zu kommen. Ingleichen absolute, so wohl mit der dritten Endung
der Person, als ohne dieselbe. Kommst du mir schon wieder mit deinem Briefe?
sprichst du schon wieder von deinem Briefe? Wenn man mir mit dem Nachruhme
kommt, so muß ich nothwendig lachen, Gell. Komm mir nur jetzt nicht, wenn ich
zu thun habe. Mit eine Sache krumm, herum kommen, im gemeinen Leben, sie
versteckt vortragen. Besonders in Ansehung der Art und Weise der Begegnung mit
Worten. Wenn sie mir so kommen, (wenn sie so mit mir sprechen,) so werde ich
sie bald fürchten, Weiße. Nun da dürfte mir keiner kommen, ebend. so dürfte mir
keiner begegnen, das dürfte mir keiner zumuthen. Er hätte mir so kommen sollen.
Er ist mir sehr grob gekommen. 2. Von leblosen Dingen, einem andern Dinge
gegenwärtig gemacht werden. 1) Eigentlich. Waaren kommen lassen. Der Brief ist
mit der Post gekommen. Die Post ist noch nicht gekommen. Der Brief kommt von
einem Freunde. Die Erde ist ein wesentlicher Theil, der zu allen Körpern kommt.
Es muß noch etwas dazu kommen, wenn es das Gewicht haben soll. Es ist noch kein
Bissen Brot in einen Mund gekommen. Das Buch kommt ihm den ganzen Tag nicht aus
der Hand. Es ist mir etwas in den unrechten Hals gekommen. Nun wird der rechte
Fleck bald kommen. Die Güter sind an ihn gekommen, sind an ihn gefallen. Die
Sache ist mir aus den Augen gekommen. Die Zeit kommt. Kommt Zeit, kommt Rath.
Wenn der Winter, der Sommer kommt. Die Schmerzen kommen. Zuweilen auch mit dem
Nebenbegriffe des Ungefähren. Das erste, das beste, was dir in die Hände kommt.
Es kam mir eine Flinte in die Hand. Er redet, wie es ihm in den Mund kommt. Das
ist mir nie in den Sinn, in die Gedanken kommen. 2) Figürlich, in sehr vielen
R. A. wo kommen. (a) Überhaupt, eine gewisse Veränderung bezeichnet, welche
sich mit einem Dinge zuträgt; welche Redensarten gleichfalls von dem Gebrauche
abhangen. Die Sache ist mir zu Ohren gekommen, ich habe sie gehöret, von
bedenklichen, wichtigen Sachen. Damit es nicht vor ihren Mann käme, Gell. damit
er es nicht erführe. Das wird mir sehr gut zu Statten kommen, wird mir
nützlich, brauchbar, heilsam seyn. Sich etwas zu schulden kommen lassen, einer
Sache mit Recht beschuldiget werden können. Es ist mir etwas darein gekommen,
es hat sich ein Hinderniß ereignet. Es kommt dabey nichts heraus, es hat keinen
Nutzen. Was wird da heraus kommen? was wird das für Folgen haben? Er läßt es
wohl an sich kommen, entschließt sich nicht so leicht. Es ist mit ihm auf das
äußerste gekommen. Aus der Gewohnheit, aus der Mode kommen. Es ist mir aus den
Gedanken gekommen, ich habe es vergessen. Laß die Sache nicht zu weit kommen.
Die Sache ist schon weit gekommen. Es wird schon besser kommen. Es wird nicht
zum Blutvergießen kommen. Und von Worten kams zu Schlägen, Haged. Wenns zum
Bezahlen kommt. Es kommt zum Gefechte. Wenns zum Treffen
[
1699-1700] kommt, wenn es Ernst wird. Es kam zum
Vergleiche. Laß es nicht dazu kommen. Nie will ich es zu einem solchen
Auftritte wieder kommen lassen. Es mag kommen wozu es will. An den Tag kommen,
heraus kommen, bekannt werden. In den Gang, in den Schwung kommen. Der Brunnen
kommt in Ruf. Das kommt gar nicht in Betrachtung. Als die Reihe an ihn kam. Das
kommt auf Eins hinaus, ist einerley. Wenn es hoch kommt, so sind es hundert
Thaler. Das käme schön heraus, würde nicht gut stehen, oder lassen. (b)
Besonders. (aa) Entstehen; nur in einigen Fällen. Es kommt ein Wind. Es wird
ein Gewitter kommen. Ich will eine Sündfluth kommen lassen, 1 Mos. 6, 17. Daß
kein Regen komme, 5 Mos. 11, 17. Gott ließ einen Wind auf Erden kommen, 1 Mos.
8, 1. Es wird eine Theurung kommen. Ein Geschlecht vergehet, das andere kommt,
Pred. 1, 4. Was bald kommt vergeht auch bald. (bb) Geschehen, Schwed. komma,
Lat. venire und evenire; gleichfalls nur in einigen Fällen. Es kann kommen. Ich
habe gedacht, daß es so kommen würde. Es mag kommen wie es will. Es kommt ein
Unglück über das andere. (
S. Künftig.) (cc) Herrühren, in einem andern Dinge
seinem Daseyn und seiner Ursache nach gegründet seyn. Kommen nicht alle diese
Beschuldigungen von ihm her? Dieses Lachen kam nicht aus dem Herzen. Ja, ja,
das kommt aus dem Genecke. Woher kommt das? Wie kommt es, daß er sich nicht
sehen lässet? was ist die Ursache davon? Ich weiß nicht, wie es kommt, daß er
nicht da ist. Wie kommts, daß du so allein bist? Meine Hülfe kommt vom Herrn,
Ps. 121, 2. Der Sieg kommt vom Herrn, Sprichw. 21, 31. Viel Böses kommt von
Weibern, Sir. 42, 14. (dd) Kosten, von dem Preise. Wie hoch kommt das Gut? Es
kommt zehen tausend Thaler. Ingleichen mit der dritten Endung der Person. Es
kommt mir zehen Thaler. Ich bezahle, und wenn mich (mir) der Monath funfzig
Thaler käme, Gell. In dieser Bedeutung ist kommen elliptisch, indem die ganze
R. A. zu stehen kommen heißt, so daß kommen hier die allgemeine Bedeutung eines
Zustandes, einer Veränderung hat; daher Ihr nicht nöthig gehabt hätte, diese
Bedeutung für sonderbar zu halten, und zu glauben, daß sie in den Schulen durch
eine bloß buchstäbliche Übersetzung des Lat. veneo und venio entstanden sey. Es
kommt mir zehen Thaler zu stehen. Die Rache kam ihm doch zu stehen, Lichtw. Der
Spaß könnte mir sonst theuer zu stehen kommen, Weiße. Daher das Kommen, als ein
Hauptwort. Siehe auch Kunft. Anm. 1. Die Conjugation im Präsenti du kömmst, er
kömmt, ist vorzüglich den gemeinen Mundarten Obersachsens und Oberdeutschlandes
eigen; in Niedersachsen sagt man kümmst, kümmt. Die anständigere Sprechart wird
alle Mahl den reinen Vocal vorziehen; kommst, kommt. Das Mittelwort der
gegenwärtigen Zeit, kommend, wird im gemeinen Leben nur für künftig, nächst
bevor stehend gebraucht. Kommenden Montag, Monath, kommendes Jahr. In der
höhern Schreibart hat man es in den neuern Zeiten auch für annahend gebraucht.
Den kommenden Morgen betrachten, Geßn. Alle seine Züge verkündigen den
kommenden Tod. Das Mittelwort der vergangenen Zeit gekommen, wird außer der
Zusammensetzung als ein Beywort nie gebraucht. Im Oberdeutschen wird das Verbum
auch regulär abgewandelt; Imperf. ich kommete. Anm. 2. Bey dem Ulphilas quiman,
im Isidor quheman, im Imperf. quam, bey dem Kero qhuueman, bey dem Ottfried
[
1701-1702] queman und koman, im Imperf. quam, bey dem
Willeram cuman, bey dem Notker chomen, im Tatian cuman, im Nieders. kamen, im
Imperf. noch nach der alten Art ik quam, im Angels. cyman, coman, im Engl. to
come, im Dän. komme, im Schwed. und Isländ. komma. Das alte qu haben die
Hochdeutschen nach in bequem und bequemen beybehalten,
S. dieselben. Frisch hält den Gaumenlaut k, wofür die
Alten qu hatten, für die Ableitungssylbe ge, und glaubt, daß das einfache uiman
mit dem Lat. venire überein komme. Ihre findet gleichfalls viel Ähnlichkeit
zwischen venire und kommen, glaubt aber, daß das letztere ursprünglich quman
für quiman geheißen habe. Allein, wenn man bedeutet, daß das Wort kommen
ursprünglich nothwendig einen sinnlichern Begriff gehabt haben müsse, als heut
zu Tage damit verbunden wird, so wird man es mit mehr Wahrscheinlichkeit zur
Verwandtschaft des Hebr. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - ,
aufstehen, und folglich auch zu dem Geschlechte des Deutschen Kamm und Kimme
rechnen. Das Hebr. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - wird
in der Bibel in vielen Fällen gebraucht, in welchen das Deutsche kommen üblich
ist, z. B. für entstehen, merklich werden, empfunden werden u. s. f. Das
Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , gehen, ist ein
Intensivum von dem veralteten -
hier nichtlateinischer Text, siehe
Image - . [
1701-1702]