Der Knoten
Der Knoten,
[
1671-1672] des -s, plur. ut nom. sing.
Diminut. das Knötchen, Oberd. Knötlein, Knötel. 1. Überhaupt, eine jede runde
oder rundliche, gemeiniglich irreguläre feste Erhöhung an einem Körper,
ingleichen ein rundlicher irregulärer harter Körper selbst; beydes am
häufigsten in gewissen einzelnen, einmahl eingeführten Fällen, besonders von
runden harten Auswüchsen des Thier- und Pflanzenreiches. Harte Geschwüre in und
auf der Haut werden so wohl Knoten als Knollen genannt, welchen Nahmen auch der
Knöchel am Fuße in einigen Gegenden führet. An den Halmen der Grasarten und an
dem Rohre sind die Knoten die rundlichen Absätze, welche die Schüsse von
einander absondern, und an einem Stabe sind es die hervor ragenden Überbleibsel
der Äste und Zweige, welche an einem Baume, wenn sie groß und sehr fest sind,
Knorren heißen. Daher ist ein Knotenstock oder knotiger Stock ein mit solchen
Knoten versehener Stock. Die Samenkapseln des Flachses oder Leines sind in
Ober- und Niederdeutschland nur unter dem Nahmen der Knoten bekannt; Nieders.
Knutten. Der Flachs hatte Knoten gewonnen, 2 Mos. 9, 31. Und im Oberdeutschen
führen diesen Nahmen auch die Augen des Gewächsreiches, welche im Hochdeutschen
Knospen genannt werden. Der Feigenbaum hat Knoten gewonnen, Hohel. 2, 13. Im
Weinbaue sind die Knoten oder das Knotholz die zur Fortpflanzung
abgeschnittenen Reben, entweder, weil sie aus den Knoten, d. i. rundlichen
Erhöhungen, unten am Stamme heraus wachsen, oder auch, weil sie nahe an einem
Knoten oder Absatze abgeschnitten werden, und auch Schnittlinge, Schnittholz
heißen. Die zurück gebliebenen Enden führen gleichfalls den Nahmen des Knoten,
sonst aber auch der Stürzel und Schenkel. Indessen stehet es dahin, ob es in
diesen beyden Bedeutungen nicht zu einem andern Stamme gehöret, entweder zu
schneiden, welches ohne Zischlaut chneiden, kneiden lautet, oder auch zu
Knüttel. Im Oberdeutschen werden so wohl die wilden Holzbirnen, besonders wenn
sie getrocknet worden, als auch die Klöße, so fern sie eine Speise sind,
Knoten, Knötlein, Knotel und Knödel genannt,
S. das letztere. In den Zinnbergwerken sind die Knötel
Zwitter, oder Zinnsteinstufen in der Größe der Tauben- und Hühnereyer, zum
Unterschiede von den kleinern Graupen. 2. In engerer Bedeutung ist der Knoten
an dünnen biegsamen Körpern eine feste rundliche Erhöhung, welche entstehet,
wenn man den Körper als eine Schlinge rund gebogen hält, das Ende hindurch
steckt, und ihn sodann zusammenziehet. 1) Eigentlich. Dergleichen Knoten
pflegen die Näherinnen am Ende eines Fadens zu machen, damit er im Nähen nicht
durchfahre. Einen Knoten machen, auflösen. Knoten in einem Stricke, in einem
Bindfaden machen. Bey den Nähterinnen sind die Knötchen eine Art des Ausnähens,
wo sich die Stiche in einem kleinen Knoten vereinigen, welche Art zu nähen
knöteln und in einigen Gegenden knöpfeln genannt wird. In den Perrucken sind
die Knoten lange Zöpfe an dem Hintertheile, deren jeder in einen einfachen
Knoten aufgeschürzet worden, (
S. Knotenperrucke.) Besonders dienen die Knoten dieser
Art, zwey Fäden oder ähnliche biegsame Körper mit einander zu verbinden, (
S. Kreuzknoten, Weberknoten.) Einen Knoten schlagen oder
schürzen, d. i. machen. 2) Figürlich. (a) In der Astronomie werden die beyden
Puncte in der Elliptik, in welchen die erweiterte Bahn des Planetens sie
durchschneidet, nach dem Muster des Latein. Nodus, Knoten genannt. Der
aufsteigende Knoten, Nodus ascendens, wenn der Planet über die Elliptik in die
nördlichen Zeichen tritt. Der fallende oder niedersteigende Knoten, Nodus
descendens, wenn er unter die Elliptik in die südlichen Zeichen steiget. Bey
dem Mond wird jener der Drachenkopf, und dieser der Drachenschwanz genannt.
[
1673-1674] (b) Ein Hinderniß, dessen Hebung schwer und
ungewiß ist. Das Ding hat einen Knoten. Das ist der Knoten. Das ist ein harter
Knoten. Einen Knoten auflösen, das Hinderniß aus dem Wege räumen. Auch ein
Hinderniß der Erkenntniß, der Überzeugung wird ein Knoten genannt. Ein
Zweifelsknoten. Jemanden den Knoten auflösen, ihm die Sache erklären, ihm den
Zweifel heben. In einem Schauspiele, Heldengedichte, erdichteten Geschichte und
so ferner sind die Knoten die vorgeworfenen Hindernisse, welche dem gehofften
Ausgange widerstehen, und welche auch die Verwickelung genannt werden. Anm. 1.
Knorren, Knollen und andere verwandte Wörter haben theils den Nebenbegriff
einer beträchtlichen Größe, theils des Unförmlichen. Knoten kann von allen
Arten der Größe gebraucht werden, hat aber doch den Nebenbegriff des
Irregulären, daher es in folgenden biblischen Stellen, dem Hochdeutschen
Sprachgebrauche nach, nicht an seinem rechten Orte stehet. Inwendig war das
Haus eitel Cedern mit gedrehten Knoten und Blumenwerk, 1 Kön. 6, 18. Der Knoten
(am ebernen Meere) waren zwo Reigen gegossen, Kap. 7, 24; 2 Chron. 4, 3; wo
ohne Zweifel Knöpfe oder Knäufe zu verstehen sind. Im gemeinen Leben der
Hochdeutschen lautet es, so wie viele andere Wörter auf en, nur Knote, des -ns,
u. s. f. Anm. 2. Im Nieders. Knutte, wo auch knutten knüpfen, und knütten
stricken ist, im Angels. Cnotta, Cnyt. im Engl. Knot, im Dän. Knude, im Schwed.
Knut, im Böhm. Knot, im Latein ohne Gaumenlaut Nodus, im Ital. Nodo. Es ist mit
Knothen, Knopf, Knauf, Knollen, Knorren, und den übrigen dieses Geschlechtes,
welche nur in den Ableitungslauten verschieden sind, genau verwandt. Das Hebr.
Ganad, knüpfen, das Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe
Image - . nähen, und das Lat. nectere, gehören gleichfalls dahin. Im
Schwed. ist Knota und im Isländ. Hnota der Knochen, und in der letztern Sprache
Hualt und Hnottur eine kleine Kugel.
S. auch Knüttel. [
1673-1674]