Das Knie
Das Knie,
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1661-1662] (einsylbig,) des Knies,
(zweysylbig,) plur. die Knie, (gleichfalls zweysylbig,) Diminut. das Kniechen,
Oberd. Knielein; ein nach einem Winkel gebogener Theil eines Dinges, und ein
nach einem Winkel gebogenes Ding selbst. 1) Überhaupt, in welcher weitesten
Bedeutung es noch sehr häufig gebraucht wird; dergleichen nach einem
gemeiniglich rechten Winkel gebogene Dinge, und die durch diesen Bug gemachte
Hervorragung zu bezeichnen. So werden die winkelig gewachsenen Hölzer in dem
Schiffbaue, welche zur Verbindung der Balken mit den untern Theilen des
Schiffes gebraucht werden, und andere ähnliche zur Verbindung und Unterstützung
der Theile eines Schiffes gehörige Hölzer, wenn sie die Gestalt eines
menschlichen Knies, so wie es im Sitzen gebogen ist, haben, Knie oder
Kniehölzer genannt. In einigen Gegenden, z. B. an den Elb- und Oderkähnen,
werden sie nach einer rauhern Aussprache Knaggen genannt. Dahin gehören auch
die Knacken der Tischler, d. i. der einen Hälfte nach rechtwinkelige Breter,
eine horizontale Fläche zu unterstützen. An den Röhren in den Wasserleitungen
sind die Knie diejenigen Ecken, wo zwey Röhren unter einem Winkel zusammen
stoßen. Auch in der bürgerlichen Baukunst und bey den Handwerkern, heißen nach
einem Winkel zubereitete Hölzer, zwey in eben einem solchen Winkel in einander
stoßende Flächen zu verbinden, Knie; welchen Nahmen auch in vielen Fällen
einzelne Hervorragungen an manchen Dingen führen. 2) In engerer und der
gewöhnlichsten Bedeutung, diejenige Hervorragung an den Füßen der Menschen und
mancher Thiere, welche durch die biegsame Verbindung des Dick- und Schienbeines
entstehet. Sich auf die Knie niederlassen. Auf die Knie fallen, so wohl
eigentlich, als auch figürlich, plötzlich niederknien; sich auf die Knie
werfen. Vor jemanden auf die Knie fallen, sich vor ihm auf die Knie werfen. Auf
den Knien liegen. Auf den Knien bitten, bethen, stehen. Die Knie vor jemanden
beugen, vor ihm niederknien. Etwas über das Knie abbrechen, im gemeinen Leben,
figürlich, es kurz und schlecht verrichten, sich nicht die gehörige Zeit dazu
nehmen. Anm. In der engern Bedeutung bey dem Kero Chneu, bey dem Raban Maurus
Chniu, bey dem Ottfried Knio, im Nieders. Knee, im Dän. Knä, im Angels. Cneow,
Cneou, im Engl. Knee, bey dem Ulphilas Kniu, im Isländ. Hnie, Knie, im Schwed.
Knae, im Lat. Genu, im Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe
Image - , -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , -
hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - , im Alban. Giu. Entweder von neigen,
im Isländ. hneigan, so fern es ehedem auch biegen bedeutete, wovon knicken das
Intensivum ist, oder auch, so fern zunächst auf die Hervorragung gesehen wird,
mit Knopf, Knöbel, Knote und andern dieser Art aus einer und eben derselben
Quelle. Im Schwed. ist daher Kno die Faust, und im mittlern Lat. Genu der
Elbogen. (
S. auch Knöchel.) Da durch das Knie in der weitesten
Bedeutung auch mehrere Theile mit einander verbunden werden, so wird es in den
ältern Niedersächsischen Schriften, so wie im Schwedischen auch häufig, so wohl
von dem Grade der Verwandtschaft, welcher gewöhnlicher das Glied heißt, als
auch von der Generation, Geschlechtsfolge überhaupt gebraucht, welche Bedeutung
sich noch im Dithmarsischen findet. Indessen stehet es dahin, ob es in diesem
Verstande nicht vielmehr aus dem alten Kunne, das Geschlecht, Griech.
-
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , im mittlern Lat. Genu,
zusammen gezogen ist. [
1663-1664]