Kleiden
Kleiden,
[
1615-1616] verb. reg. act. mit einem
Kleide oder mit Kleidern versehen. 1. In der weitesten Bedeutung des
Hauptwortes, nur noch in einigen Fällen. Eine Kugelbüchse kleiden, sie mit dem
nöthigen Beschlage versehen. In engerer Bedeutung, mit einer zur Zierde
dienenden Decke versehen. Den Altar, die Kanzel kleiden, die Bedeckung
derselben machen lassen. Lassen sie den Altar kleiden, Gell. Noch häufiger
kommt es in dieser weitesten Bedeutung in den zusammen gesetzten bekleiden,
abkleiden, und verkleiden vor. 2. In der engern Bedeutung des Hauptwortes
Kleid. 1) Die Kleidungstücke anlegen. Ihr kleidet euch und könne euch doch
nicht erwärmen, Hagg. 1, 6. Im Hochdeutschen gebraucht man es in dieser
Bedeutung nur in den zusammen gesetzten ankleiden, auskleiden, verkleiden,
umkleiden. 2) Die nöthigen Kleidungsstücke verschaffen. Jemanden neu kleiden
lassen. Den Nackenden kleiden. Sich nach der Mode kleiden. Ingleichen
figürlich. Die Lämmer kleiden dich, Sprichw. 27, 26, geben den Stoff zu deinen
Kleidungsstücke her. 3. In noch engerer Bedeutung, den Leib oder Rumpf kleiden,
mit Ausschließung des Kopfes und der Füße. Besonders, 1) In engerer Bedeutung,
mit einem Kleide, so wie es der Wohlstand erfordert, versehen. Jemanden kleiden
lassen. Sich neu kleiden. Sich nach der Mode kleiden. Schön gekleidet einher
gehen. Schwarz gekleidet gehen Wie geht er gekleidet? was für ein Kleid trägt
er? Sich in Seide, in Tuch, in Sammet kleiden, wofür in der Deutschen Bibel das
im Hochdeutschen ungewöhnliche Vorwort mit gebraucht wird. Und kleidete ihn mit
weißer Seiden, 1 Mos. 41, 42. In der Bedeutung des bloßen Anlegens eines
Kleides sind auch hier die zusammen gesetzten ankleiden, auskleiden, umkleiden,
verkleiden üblicher; ob man gleich sagt, er ist heute schön, prächtig
gekleidet, er hat heute ein schönes, ein prächtiges Kleid an. 2) Figürlich. (a)
Mit einer Sache zur Zierde, als mit einem Kleide versehen. Gott kleidet das
Gras, Luc. 12, 18. Die ganze Natur kleidet sich mit den schönsten Farben. Der
Wald kleidet sich in Grün oder mit Grün. Die biblischen Ausdrücke, mit Heil,
mit Gerechtigkeit, mit Dunkel, mit Schande kleiden, sind außer der biblischen
Schreibart ungewöhnlich. Mit dem zusammen gesetzten bekleiden würden sie sich
im Hochdeutschen eher nachahmen lassen. (b) Für anstehen lassen, von
Kleidungstücken und Handlungen, besonders äußern Handlungen, in Beziehung auf
die Person, welche sie trägt, oder vornimmt; wo es als ein Neutrum, wenigstens
ohne Passivum gebraucht, und gemeiniglich mit der vierten Endung der Person
verbunden wird. Diese Farbe kleidet ihn gut, kleidet ihn schlecht, gibt ihm ein
gutes, ein schlechtes äußeres Ansehen. Wie schön diese Röthe sie kleidet! Das
Befehlen kleidet dich noch nicht recht. Ein ernstes Gesicht kleidet ihn gut.
Das Moralisiren kleidet sie sehr schlecht. In engerer Bedeutung für gut
kleiden. Er hat einen großen Hieb am Kinne, der ihn aber kleidet, Hermes. Die
vierte Endung ist richtig, so bald ausgemacht ist, daß kleiden in dieser
Bedeutung eine bloße Figur der vorigen ist. Indessen ist es noch eine Frage, ob
es nicht in dieser Bedeutung zu dem Zeitworte lassen, Nieders. laten, gehöret,
welches in eben diesem Verstande gebraucht wird; das lässet ihm gut, schlecht.
Für diese Ableitung streitet unter andern auch, daß kleiden in dieser Bedeutung
ein Neutrum ist, so wie lassen, dagegen es in allen andern Fällen ein Activum
ist. Wäre diese Ableitung erwiesen, so müßte kleiden auch in dieser Bedeutung
mit der dritten Endung der Person verbunden werden. Das kleidet dir, ihm gut.
Im gemeinen Leben spricht man wirklich so; dagegen man in der Büchersprache die
vierte gebraucht. Daher die Kleidung,
S. solches besonders. Im Dän. kläde, im Schwed. klaeda,
so wohl in eigentlichem Verstande, als in dem figürlichen, des wohl Anstehens,
decere. [
1617-1618]