Kleben
Kleben,
[
1611-1612] verb. reg. welches in
doppelter Gestalt üblich ist. I. Als ein Neutrum, welches im Hochdeutschen das
Hülfswort haben, im Oberdeutschen aber auch seyn bekommt. 1. Eigentlich, hangen
bleiben, am eigentlichsten von Dingen, welche vermittelst einer zähen
Feuchtigkeit an andern hangen bleiben. An etwas kleben bleiben. Die Zunge
klebet mir vor Durst an dem Gaumen. Das Pech klebt an den Händen, der Koth an
den Kleidern. Er klebt von Kothe, wenn man ihn angreift, bleibt die Hand an ihm
kleben.
An seinen Händen klebt Noch seines Sohnes Blut, Raml.
Ingleichen vermittelst eines oder mehrerer Haken hangen
bleiben. So bleibt in der Feuerwerkskunst eine Ankerkugel kleben, wenn sie sich
mit ihren Haken anhängt. Die Kletten kleben, wenn sie sich vermittelst kleiner
Haken anhängen. Die Lerchen bleiben in dem Klebegarne kleben, wenn sie sich mit
den Flügeln in dessen weiten Maschen verwirren und darin hangen bleiben. 2.
Figürlich. 1) An einem Orte kleben bleiben, sich länger als nöthig daselbst
aufhalten. 2) Die Hände kleben lassen, gern heimlich etwas entwenden; gern
etwas an den Fingern kleben lassen, kleberige Hände oder Finger haben. 3) Es
bleibt nichts bey ihm kleben, er behält nichts, fasset nichts in dem
Gedächtnisse. 4) An etwas kleben, sein Herz daran hängen, demselben auf eine
dauerhafte Art ergeben seyn; gemeiniglich im verächtlichen Verstande. An alten
Sitten und Gewohnheiten kleben. Daraus seh ich, daß er fromm ist und nicht bloß
am Zeitlichen klebet, Gell. 5) Auf eine dauerhafte Art mit etwas verbunden
seyn; doch nur noch am häufigsten in dem zusammen gesetzten ankleben. II. Als
ein Activum, kleben machen, vermittelst einer zähen Feuchtigkeit befestigen; in
welchem Verstande es im Hochdeutschen sehr häufig für das richtigere kleiben
gebraucht wird,
S. dasselbe. Anm. Al sein Neutrum bey dem Ottfried
klivan und kleban, bey dem Notker chleben, im Nieders. kliven und kleven, im
Angels. cleofan, im Dän. kläve, im Schwed. klibba, im Pohln. kleie, ich klebe.
Ottfried. gebraucht es auch theils für ankleben, theils für anhangen, mit der
dritten Endung der Person; theils für liegen: balo ther uns klibit, die
Bosheit, welche uns anklebet. Zi herzen er'mo klebeta, er lag ihm am Herzen. Im
Griech. ist -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - Leim, Lat.
Glus, Gluten, Franz. Glu. Bemerket man, daß der Gaumenbuchstab sich in manchen
Mundarten so gern an die flüssigen Mitlauter hänget, so wird man den Stamm
dieses Wortes in Lab, liefern, geliefern finden, (
S. diese Wörter.) Im Wendischen ist lepin, lepenza,
kleben, ohne Gaumenlaut.
S. auch Kley, Klette, Kleiben, Kleister, Klamm, Leim u. s.
f. [
1611-1612]