Klar
Klar,
[
1605-1606] klärer, klärste, adj. et adv.
welches eine doppelte Eigenschaft der Dinge bezeichnet. 1. Eine Eigenschaft der
Dinge, wie sie in das Gehör fallen, eine Eigenschaft der Stimme und des
Schalles, nach welcher er vernehmlich ist, sich so wohl im Ganzen, als nach
allen seinen Theilen von andern unterscheiden lässet. 1) Eigentlich. Eine klare
Stimme, eine deutliche, vernehmliche Stimme; doch nur in einigen Gegenden. In
einem andern Verstande im gemeinen Leben eine klare Stimme eine zwar
vernehmliche aber dabey feine, hohe Stimme. Allzu klar reden. * 2) Figürlich,
dem Inhalte nach von aller Dunkelheit befreyet, verständlich, begreiflich,
keinen Zweifeln unterworfen. Bis ihnen klare Antwort würde durch den Mund des
Herrn, 3 Mos. 24, 12. Es war nicht klar ausgedruckt, was man ihm thun sollte, 4
Mos. 15, 34. Der Tag wirds klar machen, 1. Cor. 3, 13. Die Sache ist klar,
leidet keinen Zweifel. Die Ursache liegt klar am Tage. Besonders in
Gesellschaft der Wörter, deutlich, offenbar u. s. f. Das ist klar und deutlich.
Deutliche, klare Worte. Ich habe es mir klar und deutlich ausbedungen. In
engerm Verstande ist in der Logik ein klarer Begriff, wenn er hinreicht, die
Sache von allen andern zu unterscheiden. 3) * Fertig, von allen Hindernissen
befreyet; doch nur im Niedersächsischen, wo man klar ist, wenn man zur Reise
bereit und fertig ist. Anm. Daß diese Bedeutung die erste und eigentlichste
ist, erhellet aus der Analogie der Wörter hell u. a. welche von der Empfindung
des Gehöres auf die Empfindung des Gesichtes übertragen worden, indem es
leichter ist, die erste, als die letzte auszudrucken oder nachzuahmen. Klar
gehöret in dieser Bedeutung zu dem noch im gemeinen Leben einiger Gegenden
üblichen lören, laren, rufen, schreyen, heulen, von welchem es vermittelst des
vorgesetzten Gaumenlautes, der alle flüssige Mitlauter so gern begleitet,
abgeleitet worden. (
S. Lehren,) welches Wort gleichfalls dahin gehöret. 2.
Eine Eigenschaft der Körper in Ansehung der Lichtstrahlen, wie sie durch das
Gesicht empfunden wurden; wo es ehedem hell, glänzend, durchsichtig u. s. f.
überhaupt bedeutete, aber jetzt nur noch in einigen Arten dieser Eigenschaft
gebraucht wird. 1) Eigentlich. (a) Vieles Licht habend und von sich gebend; in
welcher Bedeutung es aber veraltet ist, weil hell dafür üblicher geworden. Daß
es aber diese Bedeutung gehabt haben müsse, erhellet unter andern auch aus dem
Worte Klarheit, welches noch in der Deutschen Bibel in diesem Verstande
vorkommt. (b) * Viele Lichtstrahlen von seiner Oberfläche zurück werfend, für
hell, glänzend; eine gleichfalls veraltete Bedeutung, in welcher man noch
zuweilen im gemeinen Leben sagt, klare Augen haben, glänzende, ein klarer
Spiegel, Clar als ein Spiegel glas, Stryk. Klar wie ein Krystall, Offenb. 22,
1; wo aber auch der folgende Begriff der Durchsichtigkeit Statt finden kann. In
Hamburg wird das Geschirr gekläret, wenn es blank gescheuert wird. (c) Viele
Lichtstrahlen durchlassend, einen hohen Grad der Durchsichtigkeit habend, im
Gegensatze des trübe; in welchem Verstande es im Hochdeutschen am üblichsten
ist. Besonders von der Lust und flüssigen Körpern. Es ist klares Wetter, wenn
der Dunstkreis durch keine, wenigstens durch keine groben fremden Körper
getrübet wird. Wie die Gestalt des Himmels, wenns klar ist, 2 Mos. 24, 10. Klar
scheinet alsdann einen geringern Grad auszudrucken als heiter. Es war stets
klarer, ja die meiste Zeit auch heiterer Himmel. Klares Bier, klarer Wein, im
Gegensatze des trüben. Einen flüssigen Körper klar werden lassen. (d) Weiß; in
welchem Verstande es doch nur noch in dem Worte Eyerklar oder das Klare von
einem Eye üblich ist, das Eyweiß zu bezeichnen, im Gegensatze des Dotters. 2)
Figürlich. (a) Dünne, von flüssigen Körpern, wo es im gemeinen Leben von einer
fehlerhaften dünnen Eigenschaft gebraucht wird. Das Bier ist so klar als
Wasser, wenn es ihm an den nöthigen nahrhaften Theilen mangelt. (b) Fein, zart;
im Gegensatze des grob. Klarer Zwirn. Klare Leinwand. Klare Spitzen. Sehr klar
spinnen.
Ich wollt vorhin mein klares Garn begießen, Gell.
Klares Mehl. Klar schreiben. Die Schrift ist mir zu klar. Die
Figur ist hier von der Durchsichtigkeit hergenommen. (c) Lauter, unvermischt,
im gemeinen Leben. Von klarem Golde. Jemanden klaren Wein einschenken, ihm die
reine Wahrheit sagen. Es ist die klare Wahrheit, die reine, unverfälschte
Wahrheit. Ihre Nazaräer waren reiner denn der Schnee, und klärer denn Milch,
Klagel. 4, 7. (d) Dem Gesichte deutlich, was man vermittelst des Gesichtes von
allen andern Dingen unterscheiden kann. Ich sehe es klar und deutlich. Auch
sollt du auf die Steine alle Worte dieses Gesetzes schreiben klar und deutlich,
5 Mos. 27, 8. Anm. In dieser zweyten Hauptbedeutung im Nieders. Dän. und
Schwed. gleichfalls klar, im Engl. clear, im Lat. clarus, im Franz. clair, im
Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - -
hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - Zu dem Geschlechte dieses Wortes in
dieser Bedeutung gehören noch das Engl. to glare, scheinen, schimmern, das
Nieders. glaren, glühen, das Angels. Hlear, das Gesicht, das Nieders. gluren,
lauern, dieses Hochdeutsche Wort selbst, nebst leer und vielen andern mehr.
[
1605-1606]