Die Kirsche
Die Kirsche,
[
1589-1590] plur. die -n, eine Art des
Steinobstes, welche in einer runden gemeiniglich sehr saftigen Frucht an einem
langen dünnen Stiele bestehet, und die Frucht des Kirschbaumes oder
Kirschenbaumes ist; Prusus Ceasus L. Gartenkirsche oder zahme Kirsche, zum
Unterschiede von einigen wilden Arten. Es gibt derselben sehr vielerley Arten,
welche nicht überall einerley Nahmen führen. (
S. Ammer, Weichsel, Herzkirsche u. s. f.) Figürlich
werden auch einige andere wilde Früchte wegen der Ähnlichkeit ihrer Gestalt
Kirschen genannt, wohin die Vogelkirsche, Prunus Padus avium L. die wilde
Kirsche, Ahlkirsche oder Faulbeere, Rhamnus frangula alnus L. die Judenkirsche,
Physalis Alkekengi L. die Wälsche Kirsche, Hornkirsche oder Kornelkirsche,
Cornus mascula L. die kleine wilde Kirsche, Lonicera alpigena L. und andere
mehr gehören. Anm. Der Nahme dieser Frucht lautet in den Monseeischen Glossen
mit versetztem r Chriesi, im Oberd. Kyrse, Kerse, Kerste, im Nieders. und
Holländ. Karse, Kasse, Karsebeer, Kassebeer, zusammen gezogen Kasper, im Dän.
und Schwed. Kirsebär, im Angels. Cyrse, im Franz. Cerise, im Ital. Ciregia, im
Engl. Cherry, im mittlern Lat. Ciriegus, im Epirotischen Chierssy, im Alban.
Kjersi; alle aus dem Latein. Cerasum und Griech. -
hier nichtlateinischer
Text, siehe Image - , indem das ganze westliche und nördliche Europa diesen
Baum aus Italien bekommen hat. Nach dem Plinius hat Lucull nach seinem Kriege
mit dem Mithridates 73 Jahr vor der christlichen Zeitrechnung die Kirchen von
Cerasum oder Cerasuntis, einer Stadt in Pontus, welche jetzt Chinisonda heißt,
nach Rom gebracht, und die gemeine Meinung will, daß sie von dieser Stadt den
Nahmen haben. Allein, da diese Frucht auch nicht in klein Asien, sondern in
wärmern Ländern Asiens einheimlich ist, der Nahme sich auch schon in andern
morgenländischen Sprachen findet, wie in dem Persischen Keras, so ist
glaublicher, daß die Stadt von den Frucht den Nahmen habe, und daß dieser mit
Korn, Kern, Hirse, entweder den Begriff der Ründe, oder auch einer eßbaren
Frucht überhaupt ausdrucke. Verwandt ist damit der Nahme der Kriechen, einer
kleinen runden Art Pflaumen, Holländ. Crieke. Frischens Ableitung von
-
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , mischen, weil man den
Wein mit Kirschsaft vermischet, ist endlich seltsam genug.
[
1591-1592]