Die Kette
Die Kette,
[
1559-1560] plur. die -n, Diminut. das
Kettchen, Oberd. das Kettlein, eine Sammlung mehrerer in einer Reihe mit
einander verbundener Dinge. 1. Eigentlich, wo es besonders in einigen einzelnen
Fällen üblich ist. 1) Eine lange Reihe an einander hängender Berge heißt eine
Kette von Bergen. Die Kette der Alpen, der Pyrenäen. 2) Mehrere bey einander,
gemeiniglich in einer Reihe liegende Feldhühner, Auerhühner, Birkhühner und
Haselhühner, heißen bey den Jägern eine Kette, und verderbt eine Kitte
Feldhühner u. s. f. Mit einem gleichbedeutenden Ausdrucke ein Volk. 3) Bey den
Kattunwebern und andern Arten von Webern wird der Aufzug, oder die vermittelst
des Scherrahmens mit einander verbundenen Fäden, welche den Grund des ganzen
Gewebes abgeben, die Kette, und vermittelst des gewöhnlichen Überganges der
Gaumenlaute in den Zischlaut der Zettel genannt. Da die Kette bey den
Kattunwebern 82 bis 83 Ellen hält, so wird auch ein Stück Kattun, so wie es von
dem Stuhle kommt, und ehe es in kürzere Stücke zerschnitten wird, die Kette
genannt. 4) Am häufigsten, ein aus mehrern in einander geschlungenen,
gemeiniglich metallenen Ringen, welche Glieder genannt werden, bestehendes
Band. Eine goldene, silberne, messingene, eiserne Kette. Von der
Verschiedenheit der Bestimmung, zuweilen auch der Gestalt der Glieder, bekommt
sie verschiedene zusammen gesetzte Nahmen. Die Halskette, Ordenskette,
Drahtkette, Panzerkette, Erbskette u. s. f. In engerer Bedeutung verstehet man
darunter eiserne Ketten, dergleichen die Brustketten, Hemmketten, Haltketten,
Halfterketten, Kinnketten, Spannketten, Kuhketten, Brunnenketten u. s. f. sind.
In noch engerm Verstande, eine solche Kette, so fern sie die willkührliche
Bewegung eines lebendigen Geschöpfes verhindert. Einen Rasenden an die Kette
schließen oder legen. Einen Hund an die Kette legen. In Ketten und Banden
liegen, von Gefangenen. An der Kette liegen, von Hunden und rasenden Personen.
Wo es denn auch figürlich für Sclaverey, Dienstbarkeit gebraucht wird. Jemandes
Ketten zerbrechen, ihn in Freyheit setzen. Zerbrich die Ketten, die dich
drücken. 2. Figürlich, eine Reihe mehrerer unmittelbar an einander hängender
Dinge, unmittelbar auf einander folgender und in einander gegründeter
Begebenheiten. Eine Kette von Lastern, von Unglücksfällen. In der Zukunft sehe
ich nichts als eine unendliche Kette sich häufender Qualen. Anm. In der 3ten
eigentlichen Bedeutung bey dem Ottfried und im Tatian Ketin, bey dem Willeram
Ketene, im Nieders. Kede, Kee, im Dän. Kiäde, im Schwed. Kedja, Ked, im Irländ.
Caddan, im Wallis. Chaden. Es wurde ehedem von mehrern mit einander verbundenen
Dingen und der dadurch bewirkten Verwahrung gebraucht. Im alt Schwed. ist
Gorkiaetta ein umzäunter Ort, Kietta ein Zaun, und bey dem Ottfried bedeutet
Ketti ein Gehäge. Wer siehet nicht, daß dieses Wort nicht von dem Lat. Catena,
sondern mit demselben von gatten, gaden, verbinden, herstammet. (
S. Gatten, Gatter, Kettel und Ketten.) Das Osnabrück.
Kye, eine Kette, ist durch Auslassung des t oder d entstanden, so wie dafür in
Niedersachsen auch Kee, in zwey Sylben üblich ist; das gleichfalls Osnabrück.
Kele aber, eine Kette, ist nur in der Ableitungssylbe verschieden.
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1561-1562]