2. Der Kessel
2. Der Kessel,
[
1557-1558] des -s, plur. ut nom. sing.
Diminut. das Kesselchen, Oberd. Kessellein, eine jede Vertiefung, ein tiefer
Ort, eine tiefe Stelle. 1) Überhaupt, wo dieses Wort noch in vielen Fällen
gebraucht wird, eine rundliche gemeiniglich flache Vertiefung des Erdbodens zu
bezeichnen, deren größte Tiefe sich ungefähr in der Mitte befindet. So heißt im
Festungsbaue der mittlere leere Raum eines hohlen Bollwerkes, und in der
Geschützkunst die ausgehöhlte Stelle des Erdbodens, in welchen bey Belagerungen
die Mörser gestellet werden, der Kessel. Bey den Jägern ist der Kessel so wohl
der ausgehöhlte Raum in einem Dachsbaue, welcher dem Dachse zur Lagerstätte
dienet, als auch das ausgetiefte Lager der wilden Schweine.
S. Kesseljagen. Bey den Wasserkünsten ist der Kessel die
flache Vertiefung in der Erde, worein sich das Springwasser sammelt, das
Becken; ja eine jede solche Vertiefung des Erdbodens ist unter diesem Nahmen
bekannt, dergleichen z. B. der tiefste Ort in einem Teiche, das Kesselloch u.
s. f. ist. Auch im Bergbaue ist der Kessel eine solche tiefe Stelle im
Erdboden, besonders wenn sie durch den Einfall einer darunter befindlichen
Grube, oder durch einen Erdfall verursacht wird, wo man denn auch der Boden
kesselt sich sagt, wenn er eine solche Tiefe bekommt. Auch künstliche
Vertiefungen führen zuweilen diesen Nahmen, selbst solche, welche nicht bloß
flach sind. So wird in der Geschützkunst der Lauf oder innere hohle Raum eines
Mörsers bis zur Kammer der Kessel genannt, und im Bergbaue führet diesen Nahmen
ein 3 1/2 Elle tiefes viereckiges und ausgezimmertes Loch, in einem Göpel, in
welches der Klotz geleget wird, worauf die Spindel in ihrer Pfanne stehet. In
noch weiterer Bedeutung ist der Kessel nicht selten ein runder an den Seiten
eingeschlossener Platz, besonders im Jagdwesen,
S. Kesseljagen ingleichen Kesselgericht. 2) Besonders
ein tiefes Gefäß; wo es doch nur noch von einem runden oder länglich runden am
Boden gewölbten Gefäße von dünnem Metalle, ohne Füße gebraucht wird, besonders
so fern es dazu dienet, etwas darin zu kochen. Den Kessel über das Feuer
setzen, wenn er auf einem Dreyfuße ruhet. Ihn über das Feuer hängen, wenn er an
einem Kesselhaken hänget. Große Arten von Kessel werden eingemauert. Ein
zinnerner, kupferner, messingener Kessel. Nach der Verschiedenheit des
Gebrauches bekommen sie verschiedene Nahmen. Der Braukessel, welcher von der
länglich viereckten Braupfanne unterschieden ist; der Färbekessel, Waschkessel,
Fischkessel u. s. f. Die Schwänkkessel, Kühlkessel, Weihkessel u. s. f. dienen
auch zu andern Arten des Gebrauches als zum Kochen. Anm. In der zweyten
Bedeutung bey dem Notker Chezzel, in Boxhorns Glossen Kezeli, im Pohln. Kociel.
Andere Sprachen und Mundarten haben statt des Zischlautes ein t, wie das
Nieders. Ketel, das alte Gothische Katil, das Angels. Cetil, Cytel, das Engl.
Kettle, das Dän. Kedel, das Schwed. Kettil, im Böhmischen Kotel und Kotlik, im
Finnländ. Katila, im mittlern Lat. Cedellus. Die Wortforscher haben über dieses
Wort geträumet, indem sie es bald aus dem Griechischen, bald aber auch aus dem
Lateinischen hergeleitet haben. Keiner hat bemerket, daß der Begriff der Tiefe,
des hohlen Raumes, der Stammbegriff ist, so daß es vermittelst des
Ableitungslautes s und der Sylbe -el, welche ein Werkzeug, aber auch ein Ding
bezeichnet, von Ka, Kau, hohl, tief, herstammet,
S. Kaue. Und in so ferne sind das Griech. -
hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - , ein tiefes Gefäß, und das Lat.
Catinus und Catillus allerdings damit verwandt. Dem Festus zu Folge war für
Cassis bey den ältern Römern Cassila üblich, welche beyde Wörter gleichfalls
hierher gehören. Siehe auch Kasten, Kiste und 8. Katze.