Der Kermes
Der Kermes,
[
1551-1552] plur. car. ein Nahme, welchen
die unechte Cochenille oder die rothen an den Früchten und Wurzeln mancher
Gewächse befindlichen Schildläuse führen, welche in der Färbekunst und Mahlerey
gebraucht werden. Pohlnischer Kermes, diejenigen Schildläuse dieser Art, welche
in Pohlen von den Wurzeln des Knauels, Scleranthus perennis L. gesammelt
werden. In engerer Bedeutung sind diejenigen Schildläuse unter dem Nahmen
Kermes bekannt, welche sich in kleinen runden rothen Beeren oder Nestern,
welche daher Scharlachbeeren, Kermesbeeren, Carmesinbeeren heißen, an einer Art
Eichen in den warmen Ländern, Quercus coccifera L. Kermesbaum, Kermeseiche,
Scharlachbaum, befinden, und welche so wohl zur Färbung des Franzscharlaches,
Kermesscharlaches, oder Venetianischen Scharlaches, als auch in den Apotheken
zu dem Kermes-Zucker und andern Zubereitungen gebraucht werden. Der Nahme ist
das Arabische Kermes, oder mit dem Artikel Alkermes, welchen dieses Insect,
besonders dasjenige, welches unter dem Nahmen der echten Cochenille (
S. dieses Wort,) bekannt ist, in den Morgenländern
führet. Astruc macht es in seinen Mem. sur l'hist. de Languedoc, S. 472
wahrscheinlich, daß die Araber das Wort mit der Sache selbst aus dem südlichen
Gallien bekommen, und daß ersteres von dem Gall. Quer. Eiche, und Mes, Eichel,
zusammen gesetzt sey. Die ausländischen Wörter Carmin, Carmesin u. s. f.
stammen gleichfalls daher.
S. auch Johannis-Blut. Das mineralische Kermes führet
diesen Nahmen wegen der Ähnlichkeit. Es ist ein rothes Pulver, welches sich
niederschlägt, wenn man Spießglas mit Alcahest oder Wasser kocht. Es wird auch
das Carthäuser-Pulver genannt, weil ein Apotheker der Carthäuser, Nahmens
Simon, es ehedem sehr stark bereitete; ungeachtet Glauber es erfunden hat.