Der Kaiser
Der Kaiser,
[
1463-1464] des -s, plur. ut nom. sing.
Fämin. die Kaiserinn, plur. die -en, der Ehrennahme des höchsten weltlichen
Oberhauptes, welcher demselben den Rang vor allen Königen gibt, und den
ehemahligen Römischen Titel Imperator ausdruckt, ob er gleich aus Caesar
gebildet ist. In Europa haben der Römische und der Türkische Kaiser diesen
Titel hergebracht, wozu in den neuern Zeiten auch der Russische Kaiser gekommen
ist. In Asien und Afrika bekommen mehrere, oft kleine unabhängige Herren diesen
Titel von den Europäischen Mächten, so wie ihn auch der König von Frankreich an
den meisten morgenländischen Höfen erhält. In der engsten Bedeutung verstehet
man unter dem Nahmen des Kaisers schlechthin, den Römischen Kaiser. Auf den
alten Kaiser borgen oder zehren, auf Rechnung des verstorbenen Kaisers, d. i.
Schulden machen, ohne Hoffnung, sie jemahls bezahlen zu können. Über des
Kaisers Bart streiten, über eine unerhebliche Sache, de lana caprina;
vielleicht als eine Anspielung auf die ehemahligen Streitigkeiten der Gelehrten
über den Bart Kaiser Carls des Großen, wenn anders diese R. A. nicht älter ist.
Anm. Dieses Wort ist sehr früh aus dem Lat. Caesar in die Deutsche Sprache
aufgenommen worden. Bey dem Ottfried Keisor, bey dem Notker Cheisar, bey dem
Willeram Keiser. Erst die neuere Alemannische Mundart verwandelte das ei in das
ihr eigenthümliche ai, und da diese Schreibart nunmehr den Schutz der
Kanzelleyen hat, so wird man sie auch wohl behalten müssen, so fremd auch der
Doppellaut ai den Hochdeutschen ist. In Nürnberg wird eine Art Lebkuchen Kaiser
genannt, welcher Nahme von dem Kaiser Fridrich herrühren soll, der eine Anzahl
solcher Kuchen 1487 daselbst unter die Kinder austheilen lassen. Die Liebhaber
der natürlichen Seltenheiten haben den schönsten Arten gewisser Blumen,
Insecten, Muscheln u. s. f. gleichfalls den Nahmen Kaiser gegeben. Unter den
Schmetterlingen führet der Papilio Paphia L. diesen Nahmen.