Jetzt
Jetzt,
[
1433-1434] ein Nebenwort der Zeit, die
gegenwärtige Zeit zu bezeichnen. 1) Im schärfsten Verstande, diesen Augenblick,
oder doch, vor oder nach einer sehr kurzen Zeit. Jetzt komme ich. Wo es oft
durch Nebenwörter gleich und eben verstärkt und genauer bestimmt wird. Eben
jetzt erhalte ich einen Brief. Er ist eben jetzt erst weggegangen. Gleich jetzt
ging er weg. Oft auch andere Neben- und Vorwörter vor sich leidet. Bis jetzt.
Von jetzt an. Für jetzt gehöret es mir, d. i. was die jetzige oder gegenwärtige
Zeit betrifft. Für jetzt habe ich genug. 2) In weiterer Bedeutung, mit
Beziehung auf etwas vorher gegangenes, für nunmehr, gegenwärtig. Jetzt glaube
ich dir. Jetzt sollst du sehen, daß du Unrecht hast. Jetzt schämet er sich.
Jetzt ist es Zeit. Wenn es verdoppelt wird, so vertritt es die Stelle des
bald-bald, oder Lat. nunc-nunc. Das Schwerdt frisset jetzt diesen, jetzt jenen,
2 Sam. 11, 25.
Sie stritten sich noch lange Zeit Jetzt um die Sach, jetzt um
den Nahmen, Gell.
In welchem Falle doch jetzo und jetztund ungewöhnlich sind.
3) In noch weiterer Bedeutung, die gegenwärtige Zeit, in welcher man lebt, oder
welche man als gegenwärtig in Gedanken hat, zu bezeichnen. Es ist jetzt die
Mode so. Das jetzt laufende Jahr. Anm. Diese Partikel ist von je her verändert
worden, und noch jetzt sind in Hochdeutschen jetzo, itzo, jetzund, itzund,
jetzunder und itzunder gangbar; obgleich jetzt bey den meisten und besten
Schriftstellern den Vorzug hat. In jetzo ist das o die müßige Alemannische
Endung, welche sich auch in dero, ihro u. s. f. für der und ihr eingeschlichen
hat. Ottfried gebraucht dafür mithont, die Schwäbischen Dichter jet; die
Oberdeutsche Mundart de 15ten und 16ten Jahrhundertes hat iezund, yetzo,
yeczund, yetzunder, yecz, Stryker jetzund, die Niedersächsische jetto. Im Engl.
ist yet, im Angels. get, geta, und im Böhm. gesste, noch. Was die verlängerte
Form jetzund betrifft, so ist sie unstreitig aus je oder dem bey dem Kero und
im Tatian befindlichen giu, schon, Lat. jam, (
S. Schon,) und Stund, zusammen gesetzt, welches ehedem
nicht nur Zeit überhaupt, sondern auch ein Mahl, bedeutete,
S. Stund; so wie noch jetzt die Niedersachsen upstund
und upstunds sagen. Jetzt und jetzo scheinen aus diesem jetz und bloß zusammen
gezogen zu seyn. [
1435-1436]