Die Horst
Die Horst,
[
1293-1294] plur. die -en, an einigen
Orten auch der Horst, des -es, plur. die -e, ein Wort, welches überhaupt bey
Begriff der Vielheiten ausdruckt, und noch verschiedenen einzelnen Fällen
vorkommt. 1) * Eine Menge Menschen, ein Heer, besonders ein Haufe Kriegsvölker;
eine im Hochdeutschen veraltete Bedeutung; welche in den Oberdeutschen
Schriften der vorigen Jahrhunderte häufig vorkommt, in welcher dieses Wort auch
Harst und Harsch lautet, und nicht allein collective, sondern auch distributive
von einzelnen Soldaten, und besonders Freybeutern, gebraucht wurde.
S. Frisch v. Harst. 2) Ein Büschel, besonders ein
Büschel dicht an einander gewachsenen Grases, Getreides, Rohres oder anderer
ähnlicher Gewächse, eine Stelle, wo diese Gewächse dichter als gewöhnlich neben
einander gewachsen sind; eine in der Landwirthschaft Obersachsens noch gangbare
Bedeutung. Eine Horst Rohr, eine Rohrhorst, eine Stelle, wo das Rohr dicker
stehet, als gewöhnlich. Eine Geilhorst, eine Stelle im Acker, wo das Getreide
wegen überflüssigen Düngers dicker stehet als an anderen Orten; ein Mastfleck.
3) Ein Gebüsch, ein mit Buschwerk bewachsener Ort, auch ein kleiner mit Ober-
und Unterholz bewachsener Hain auf dem Felde, ein kleines Gehölz; eine
besonders in Ober- und Niedersachsen noch übliche Bedeutung, wo Horst ein
solches kleines einzelnes Gehölz auf dem Felde bedeutet. Daß es auch im
Oberdeutschen nicht fremd sey, erhellet aus dem Kaisersberg und andern, wo auch
Gehurste in diesem Verstande vorkommt. Im Angels. Hurst, im mittlern Lat.
Hursta, in Nieders. auch Hörst, und mit verbissenem r Höst, bey Krainerischen
Wenden Hosta. Dahin gehöret auch die im Osnabrückischen übliche Bedeutung, wo
eine Horst ein ausgeschlagenes Gehölz bedeutet, wovon nur noch die Stammenden
übrig sind.
S. 1. Harz, ein Wald, welches mit diesem Worte sehr
genau verwandt zu seyn scheinet. 4) Das Nest eines Raubvogels, bey den Jägern,
vermuthlich, wegen der vielen in einander geschlungenen Zweige, woraus ein
solches Nest bestehet. (
S. Horsten) 5) Ein Haufen Sand oder Erde, besonders so
fern derselbe von dem Wasser zusammen geführet wird; eine in Obersachsen sehr
gangbare Bedeutung, wo die Haufen Sandes, welche die Flüsse an manchen zusammen
führen, Sandhorste oder Sandhorsten, Horsten, sonst aber auch Häger genannt
werden. Anm. Es gehöret zu dem Worte Heer, von welchem es vermittelst des
Ableitungslautes st gebildet worden, und mit demselben zu dem zahlreichen
Geschlechte des alten Wortes ar, har, hoch, und nach einer gewöhnlichen Figur
auch viel. In der letzten fünften Bedeutung ist die mehr eigentliche Bedeutung
der Höhe noch am sichtbarsten. [
1293-1294]