Die Hölle
Die Hölle,
[
1263-1264] plur. doch nur in der ersten
Bedeutung, die -n, ein hohler, verborgener, versteckter Ort. 1. Eigentlich, in
welcher Bedeutung es noch hin und wieder im gemeinen Leben üblich ist.
Besonders führet diesen Nahmen der gemeiniglich enge und dunkle Raum zwischen
dem Ofen und der Wand, in den Händen gemeiner Leute, besonders auf dem Lande,
wo es aber gemeiniglich Helle lautet. Lag ich müd schlafend in der Hell, Hans
Sachs. Die Nebenseiten einer Malzbarre neben dem Hitzofen führen gleichfalls
den Nahmen der Hölle oder Helle, so wie im Hüttenbaue, der zwischen dem hintern
Schürloche des Treibeherdes unter dem Treibehute befindliche Raum.
S. 2. Helle. Das Nieders. Holl bedeutet, so wie das
Holländ. Hollte, in weiterem Verstande noch ein jedes Loch. 2) In engerer
Bedeutung und ohne Plural, die untersten tiefsten Räume der Erde, im Gegensatze
des Himmels. 1) * Eigentlich. Fordere dir ein Zeichen, es sey unten in der
Hölle, oder droben in der Höhe, Es. 7, 11. Führe ich gen Himmel, siehe so bist
du da, bettete ich mir in die Hölle u. s. f. Ps. 139, 8. Er ist höher denn der
Himmel - tiefer denn die Hölle, Hiob 11, 8. Im Deutschen ist es in dieser
Bedeutung veraltet. 2) Figürlich. (a) * Das Grab, und nach einer noch weitern
Figur, der Zustand nach dem Tode, ohne Beziehung auf dessen glückliche oder
unglückliche Beschaffenheit, das Reich der Schatten, das Reich des Todes; eine
gleichfalls veraltete Bedeutung, welche in der Deutschen Bibel noch sehr häufig
vorkommt. Wer in der Hölle hinunter fähret, kommt nicht wieder herauf, Hiob 7,
9. Die Hölle ist mein Haus, Kap. 17, 13. Wer will dir in der Hölle danken, Ps.
6, 6. Nun muß ich zur Höllen Pforten, Es. 38, 10. d. i. in das Grab. Jonas
schrie aus der Höllen, (aus der Hölle,) aus dem Bauche des Wallfisches, Jon. 2,
3; und so in andern Stellen mehr. Im Schwed. bedeutet Hael, und im
Meklenburgischen der Hel noch jetzt den Tod, daher dreyfüßige Pferd, worauf der
große Haufen den Tod zu Pestzeiten herum reiten siehet, daselbst Helheß heißet,
von Heß, Hest, ein Pferd. Bey den alten Schweden war Hela die Göttin des Todes.
(b) Der Aufenthalt der Verdammten nach diesem Leben, der Ort ihrer Qual, weil
man diesen Ort schon in den ältesten Zeiten im Innersten der Erde nicht weit
von ihrem Mittelpunkte annahm. Bey den ältesten Schriftstellern heißt er auch
die untere Hölle, im Gegensatze der obern. Notker sagt Ps. 85, 8, die Seelen
der Gerechten wären vor Christi Ankunft in der obern Hölle aufbehalten worden;
dagegen die untere für die Verdammten bestimmt sey. (
S. auch Vorhölle,) (aa) Eigentlich. In die Hölle kommen,
im gemeinen Leben, verdammt werden. In die Hölle, zur Hölle fahren. Überall
werde ich Flüche hören, jeder Ort wird sich um mich her in eine Hölle
verwandeln. Die Hölle an jemanden verdienen. Jemanden die Hölle heiß machen,
ihm die Hölle als heiß vorstellen, d. i. sein Gewissen auf das lebhafteste
rühren, ihm einen hohen Grad der Angst erwecken. (bb) Die in der Hölle
befindlichen Teufel. Die menschliche Zunge zündet an alle unsern Wandel, wenn
sie von der Hölle entzündet ist, Jac. 3, 6. Die ganze Hölle jauchzte, Klopst.
(cc) Die daselbst für die Verdammung bestimmte Qual. Die Hölle auf der Erde
haben. Anm. Die in der Deutschen Bibel mehrmahls befindliche Form der Höllen,
für der Hölle, in der zweyten und dritten Endung gehöret der Oberdeutschen
Mundart zu, welche auch Erde, Ehre, Grube, Wiege, Seele u. a. m. auf ähnliche
Art decliniret. In der letzten Bedeutung des Ortes der Verdammten lautet es
schon bey dem Kero, Ottfried und andern Hella, Helli, Hello, im Nieders. Hölle,
im Angels. Helle, im Engl. Hell, im Dän. Helvede, im Schwed. Haelwite, von
Wite, Wette, die Strafe. Man hat es von dem alten Eld, Ild, Feuer ableiten
wollen, (
S. Hell), weil der Begriff des Feuers sich schon von den
ersten Zeiten der christlichen Religion an mit in dieses Wortein-
[
1265-1266] gedränget hat. Allein es ist wohl unstreitig,
daß es mit zu dem Geschlechte der Wörter Höhle und hohl gehöret; zumahl da es
eine bloß buchstäbliche Übersetzung des Latein. Infernus ist. Ottfried nennet
die Hölle an einigen Stellen auch then Vueuuon, die Wohnung, den Wohnort des
Wehes, d. i. der Qual. [
1265-1266]