Holdselig
Holdselig,
[
1263-1264] -er, ste, adj. et adv. von
hold, und der Ableitungssylbe selig,
S. dasselbe. 1) So fern hold geneigt bedeutet, andern
seien Huld auf das Möglichste zu erzeigen, und darin gegründet; besonders so
fern sind diese Gesinnung durch das äußere Betragen gegen andere an den Tag
leget. Ein Wort ist oft angenehmer denn eine große Gabe, und ein holdseliger
Mensch gibt sie alle beyde, Sir. 4, 17, 18. Daß man dich einen sittigen
holdseligen Mann heißet, Kap. 32, 3. Ein holdselig Weib erhält die Ehre,
Sprichw. 11, 6. Dein Mund wird holdselig seyn, Sprichw. 3, 22. Ingleichen,
darin gegründet. Die holdseligen Worte, die aus seinem Munde gingen, Luc. 4,
22. Wenn er (dein Feind) seien Stimme holdselig macht, so glaube ihm nicht,
Sprichw. 26, 25. In dieser Bedeutung kommt es noch zuweilen in der edlern
Schreibart in eingeschränktem Verstande von dieser Gesinnung Höherer gegen
Geringere vor. (
S. Huld,) 2) In mehr passivem Verstande, der Huld eines
andern in hohem Grade genießend, in welchem es doch nur noch einige Mahl in der
Deutschen Bibel vorkommt. Gegrüßet seyst du, Holdselige, Luc. 1, 23, d. i. von
Gott begnadigte. 3) In der dritten Bedeutung des Wortes hold, Fähigkeit
besitzend, sich die Huld anderer zu erwerben, und in weiterer Bedeutung, in
einem hohen Grade angenehm, reitzend; in der edlern Schreibart. So seh ich dich
wieder, holdseliges Eiland! Auf ihrer Zungen ist holdselige Lehre, Sprichw. 31,
26. Ingleichen ironisch. Ist die Sache richtig, so gehet ihr holdseliges Singen
wieder fort, Gell. [
1263-1264]