Hoffen
Hoffen,
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1237-1238] verb. reg. neutr. welches das
Hülfswort haben erfordert. 1. Warten, auf seinem Wege stille stehen, sich
verweilen, sich nach etwas umzusehen; eine im hochdeutschen veraltete
Bedeutung, welche sich noch bey den Jägern erhalten hat, wo ein Hirsch oder
Thier hoffet, oder noch häufiger verhoffet, wenn es im währenden Gehen oder
unter dem Fressen stille hält und sich umsiehet. Auf der Bürsche, wenn das Wild
nicht hoffen oder verhoffen will, schreyet der Jäger o, ha, ho! so verhoffet es
gleich. 2. Figürlich, den Erfolg einer künftigen oder imgewissen Sache mit
Theilnehmung für wahrscheinlich halten. 1) Vermuthen, daß eine Sache geschehen
werde. Ich hoffe nicht, daß es heute regnen wird. Ich hoffe nicht, daß er
kommen wird. Ich will doch nicht hoffen, oder ich hoffe nicht, daß u. s. f. ein
gelinder Ausdruck eines Befehles oder Verbotes. Ich will doch nicht hoffen, daß
sie ein heimlicher Verächter des Gebethes seyn sollen? Gell. Ich hoffe nicht,
daß sie mit dem Mädchen Umstände machen werden, Weiße. Ingleichen mit dem Worte
zu. Ich hoffe, ihn heute noch zu sehen. Wir hoffen, die Oberhand zu behalten.
Wie auch mit der vierten Endung. Das will ich nicht hoffen! ich vermuthe es
nicht, und wünsche es auch nicht. 2) Im engsten Verstande, in künftiges
mögliches Gut mit einer angenehmen Empfindung erwarten. Darf ich hoffen? In der
Sprache der Verliebten. Wollen sie mich denn auch jetzt nicht hoffen lassen?
Sprichw. Hoffen und Harren macht manchen zum Narren. Ingleichen mit der vierten
Endung der Sache. Man muß das Beste hoffen. Das ist mehr zu wünschen, als zu
hoffen. Nichts mehr zu hoffen haben. Sie hat 30 000 Thaler zu hoffen. Im
Oberdeutschen ehedem auch mit der zweyten Endung der Sache. Der Gerechtigkeit,
der man hoffen muß, Gal. 5, 5. Die Person, von welcher man ein Gutes erwartet,
bekommt, wenn die Sache ausgedruckt wird, das Vorwort von. Ich hoffe das Beste
von Ihm. Ich habe nichts mehr von ihm zu hoffen. Wenn die Sache aber nicht
ausdrücklich gemeldet wird, das Vorwort auf. Auf Gott hoffen, seine
Glückseligkeit von ihm erwarten. Im Tode aufhören sollen, auf Gott zu hoffen,
scheint ein Befehl zu seyn, daß wir seiner in diesem Leben nicht achten sollen,
Gell. Aber nicht zu Gott, oder in Gott, wie 2 Macc. 2, 17. Auch ist der
Ausdruck der gehofften Sache, mit dem Vorworte auf in dieser eingeschränkten
Bedeutung, im Hochdeutschen ungewöhnlich, ungeachtet derselbe in der Deutschen
Bibel mehrmahls vorkommt, auch in der ersten weitesten Bedeutung Statt findet.
Doch sagt man noch, auf gut Glück, auf gute Zeiten hoffen, wo aber immer auch
noch die erste Bedeutung Statt findet. Anstatt des Hauptwortes die Hoffnung,
ist Hoffnung üblich,
S. dasselbe. Anm. Im Nieders. hapen, im Angels. hopian,
im Engl. to hope, im Holländ. hoopen, im Dän. haabe, im Schwed. happas, bey den
Krainerischen Wenden vpam. Die meisten Sprachforscher sind bey der Ableitung
dieses Wortes auf das Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe
Image - , sehen, gefallen, weil man, wenn man hoffet, einer Sache gleichsam
entgegen siehet; Frisch leitet es von hoch ab, dessen ch auch in Hoffart in ein
f übergegangen ist, weil man dem Gute, welches man hoffet, gleichsam von einer
hohen Warte entgegen siehet; Ihre aber von dem Isländ. Happ, Glück, und Engl.
to happen, geschehen, sich zutragen. Allein aus der ersten noch bey den Jägern
üblichen Bedeutung, deren sehr alte Kunst uns noch viele veraltete Stammwörter
aufbehalten hat, erhellet, daß das Stillestehen oder Innehalten der
Stammbegriff in diesem Worte ist, daher es sich füglicher zu haben, haften,
stille halten, stille stehen, rechnen lässet, so wie das Schwed. welnas,
welches gleichfalls hoffen bedeutet, nicht, wie Ihre will, zu wollen, sondern
zu weilen, verweilen, gehöret. (
S. auch Hapern,) Nimmt man aber in der bereits gedachten
eigentlichen Bedeutung den Begriff des Umsehens, Umschauens, für den ersten und
herrschenden an, so wird man es fast eben so bequem mit dem Griech. -
hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - aus einer gemeinschaftlichen ältern
Quelle herleiten können, welche sehen bedeutet hat, so wie das Lat. Spes und
Sperare zu spähen, sehen, zu gehören scheinen. Ottfried und seine Zeitgenossen
kennen dieses Zeitwort nicht, sondern gebrauchen thingen dafür.
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1239-1240]