Die Hochzeit
Die Hochzeit,
[
1229-1230] plur. die -en. 1) Eine jede
hohe, d. i. feyerliche Zeit, ein Fest, und in engerer Bedeutung, ein hohes
Fest; eine im Hochdeutschen veraltete Bedeutung, welche in den Schriften der
mittlern Zeiten desto häufiger vorkommt. Bey dem Ottfried thie hohun Giziti,
die Festtage. Die dri Hohzeit sind in dem Schwabenspiegel die drey hohen Feste,
und bey dem Stryker ist Hochzeit ein Feiyertag. In dem Buche Belial von 1472
heißt der heil. Ostertag ein hochzeitlicher Tag. In welcher Bedeutung es
zugleich gemeiniglich im männlichen Geschlechte der Hochzeit gefunden wird. Im
Angels. haben Heahtide, im Dän. Hojtid, im Nieders. Hoogtied, Hachtyd, im
Schwed. Högtid, eben diese Bedeutung gehabt, und zum Theil haben sie dieselbe
noch. 2) * In engerer Bedeutung, ein Galla-Tag bey Hofe, ja ein jeder
festlicher Schmaus, ein jedes großes Gastmahl; ein im Hochdeutschen gleichfalls
ungewöhnlicher Gebrauch. Wenn die Kaiser, Kunig oder gewaltige Fürsten
Hochzeite oder großen Hof halten, Tschudi bey dem Frisch. Königshofen gebraucht
Hochzeit mehrmahls für eine Gasterey. Im Schwed. Högtid, im Nieders. Hoogtied.
3) In der engsten und einzigen noch üblichen Bedeutung der feyerliche Tag der
ehelichen Verbindung zwischen zwey Personen, und besonders das deßhalb
angestellte Gastmahl. Hochzeit machen, halten, haben, sich an diesem Tage
feyerlich verbinden. Einem Paare die Hochzeit machen, die Hochzeit geben, die
Hochzeit ausrichten, die zu diesem Gastmahle nöthigen Kosten hergeben. Wollen
sie mir auch die Hochzeit ausrichten? Gell. Auf der Hochzeit seyn, als Gast bey
dem Gastmahle. Zur Hochzeit, auf die Hochzeit gehen. Zur Hochzeit gebethen
werden. Zuweilen, doch gemeiniglich nur im Scherze, wird auch die Vollziehung
der Ehe vermittelst des Beyschlafes die Hochzeit genannt. Anm. In dieser
letzten Bedeutung schon bey dem Stryker Hochzeit, im Nieders. Hoogtied. Ehedem
war dafür auch Brutlufti, Brautlaaf, Brutloft, Dän. Brylup, Schwed. Brötlop,
Angels. Brydlopta, Isländ. Breitlauf, von Braut, und loben, geloben üblich. In
dem Nieders. Brurlacht, Brutlage, die Hochzeit, gehöret die letzte Sylbe zu
lag, Gelag, ein Schmaus; dagegen Brutlöfte daselbst die Verlöbniß, der
Verlöbnißschmaus ist. Im Schwed. ist Brutkaup, so wie im Osnabrück. Wäschkup,
gleichfalls die Hochzeit. Bey der Hochzeit eines vornehmen Herren sind die
Ausdrücke Vermählung und Beylager üblich. [
1229-1230]