Herzlich
Herzlich,
[
1151-1152] -er, -ste, adj. et adv. 1) *
Im Herzen; im Gegensatze des mündlich. Warum der herzlich haßt und mündlich
liebt, Opitz. In dieser Bedeutung ist es im Hochdeutschen eben so sehr
veraltet, als für auswendig, im mittlern Lat. cordetenus, ex corde, wie
herzlihho schon bey dem Kero vorkommt. 2) Von Herzen, mit lebhafter innerer
Empfindung, mit Einstimmung des ganzen Begehrungsvermögens. Eine herzliche
Liebe gegen jemand tragen. Eine herzliche Freude über etwas haben. Ein
herzliches Mitleiden, Erbarmen, Verlangen u. s. f. Ich wünsche es herzlich. Er
meint es herzlich gut. Die laute Lache ist voller herzlicher Spott, Klopst.
gel. Rep. Herzlich geliebter Freund.
Der Hof ist nicht der Ort, der Freundschaft herzlich macht,
Haged.
Jemanden herzlich hassen, von ganzem Herzen. Die herzliche
Barmherzigkeit Gottes, Es. 63, 15, ist nicht nur ein Mißklang, sondern zum
Theil auch eine Tavtologie, obgleich noch Gellert sang:
Durchschau mit heiligem Muthe Die herzliche Barmherzigkeit
Deß, u. s. f.
Herzlich gern, von Herzen gern, und in weiterer Bedeutung,
sehr gern, wo sich das gern nicht ohne Übelklang verbeißen lässet.
Der alle Schuld, damit du ihn verletzet, Dir herzlich schenkt,
Opitz Ps. 103.
3) In engerer Bedeutung, für zärtlich, ist es in der edlen
Schreibart der Hochdeutschen veraltet. Daß ihr euch aber ängstet, das thut ihr
aus herzlicher Meinung, 2 Cor. 6, 12. Seyd unter einander herzlich, Ephes. 4,
32. 4) Im weitesten Verstande, für sehr, in der vertraulichen Sprechart, und
als ein Nebenwort. Es ward mir herzlich sauer. Es ist herzlich schlecht. Ein
herzlich elendes Gedicht. In welchem Verstande man auch von Herzen schlecht u.
s. f. sagt.
Ir vil spiegelliehten ougen Hant verseret mih Herzeklih,
Heinr. von Stretlingen.
Es stehet dahin, ob es in dieser weitern Bedeutung nicht
vielmehr von hart abstammet, welches ehedem, wie noch jetzt im Oberdeutschen,
häufig für sehr gebraucht wurde, und von welchem auch das Nebenwort härtiglich
in eben dieser Bedeutung vorkommt. Anm. In den drey ersten Bedeutungen im
Nieders. hartlik, im Schwed. hjertelig. [
1153-1154]