Herbe
Herbe,
[
1115-1116] -r, -ste, adj. et adv. eine
Eigenschaft der Körper in Absicht auf den Geschmack, nach welcher sie einen mit
Säure vermischten zusammen ziehenden Geschmack haben; im Gegensatze des milde.
1) Eigentlich. Unreifes Obst ist gemeiniglich herbe. Die Schlehen schmecken
herbe. Ein herber Wein. 2) Figürlich, im hohen Grade unangenehm. Ein herber
Schmerz. Die herbesten Worte anhören müssen, welche die bitterste,
unangenehmste Empfindung machen. Sie halten Herr, dein Volk sehr herbe, Opitz
Pf. 94. Ingleichen, rauhe, widerwärtige Sitten habend. So herbe (in einem hohen
Grade widerwärtig) ist sein Eigendünkel, daß er nicht allemahl ein Compliment
unangetastet lassen kann, welches man seiner Person macht. Anm. Das e am Ende
ist das e euphonicum, welches nicht wegbleiben kann, wenn nicht das b, wider
die Hochdeutsche Aussprache, wie ein p lauten soll. In unsern alten Denkmählern
kommt dieses Wort nicht vor. Im Schwed. ist kerf unschmackhaft, widerwärtig von
Geschmack, im Wallis. chwerw bitter, und garw rauh, widerwärtig, welche
Bedeutung auch das Finnische carwe hat. In Bretagne ist für herbe fur, und in
Vannetois in Frankreich hüero üblich, welches mit dem Deutschen sehr genau
überein kommt, so wie auch das Latein. acerbus.
S. auch Sauer. Von herbe stammet das im Hochdeutschen
unbekannte Zeitwort erherben her, w. s. Die Niedersachsen gebrauchen für herbe
struuf, und im figürlichen Verstande von rauhen Sitten wreed.
S. Herblich.