Heimsuchen
Heimsuchen,
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1081-1082] verb. reg. act. welches die
vierte Endung der Person erfordert. Es bedeutet, 1. * Eines Haus gewaltthätiger
Weise erbrechen, in welcher Bedeutung auch die Heimsuche und die Heimsuchung
verkommen. Schon in dem Salischen Gesetze findet sich in diesem Verstande
Chamestali, von Cham, das Haus. In weiterer Bedeutung auch ehedem überhaupt,
jemanden in seinem Hause Gewalt anthun. Ist das ain Man sin haus hinlat und
selb darinne nit en ist, swer das haus dann bestanden hat, wirt der
geheimsuchet, die heimsuch ist des hofherrn halbw und des der das haus
bestanden hat, halbw, in dem alten Augsburg. Stadtrechte bey dem Schilter, wo
das Hauptwort auch die darauf gesetzte Strafe bedeutet. Es sey dan Blutrunst
oder Heimsuche oder Todtschlag, oder Knütteln mit bedachtem Mute, in dem
Vertrage Erzbisch. Gerhards zu Mainz mit der Stadt Erfurt von 1289, So sol ain
vogt rihten uber den totslag und alle fraevel - und haimsuchen, und swaz
fraevel und unzuht haizzet, Schwabensp. Kap. 3, 4. Im Schwed. hemsokn, im
Angels. hamsokna, im mittlern Lat. hamsoca, hamsocna. Auch Haussuchung und
Heimzucht, im Friesischen Hamfare, Huusfare, waren ehedem in diesem Verstande
üblich. Jetzt sind sie alle in demselben veraltet. 2. * Untersuchen,
erforschen, ergründen; vielleicht eine Figur der vorigen Bedeutung, in welcher
es aber im Hochdeutschen veraltet ist. Wer will über ihn heimsuchen seinen Weg?
Hieb 36, 23. 3. Besuchen, einen Besuch bey jemanden in seinem Hause abstatten.
1) Eigentlich, in welchem Verstande es im Hochdeutschen nur noch im Scherze
oder gemeinen Leben, im Oberdeutschen aber noch völlig gangbar ist. Als ihn
Regiomontan in seinem hohen Alter zu Rom heimsuchte, von Khauz. Daher in den
Kirchen noch das Fest der Heimsuchung Mariä seinen Nahmen hat, von dem
feyerlichen Besuche, welchen der Engel Gabriel bey derselben abstattete. 2)
Figürlich wird es in der Deutschen Bibel und der daher entlehnten theologischen
Schreibart häufig von einer jeden merklichen Offenbarung Gottes und seiner
Beschäftigung mit den Menschen gebraucht, und zwar, (a) von der Offenbarung der
gnädigen Gegenwart Gottes. Und der Herr suchte heim Sarah, wie er geredt hatte,
1 Mos. 21, 1. Was ist des Menschen Sohn, daß du ihn heimsuchest? Ebr. 2, 6; in
welcher aus Ps. 8, 5 entlehnten Stelle es daselbst heißet, daß du dich sein
annimmst. (b) Von der Offenbarung der Strafgerichte Gottes. Ich will den
Erdboden heimsuchen um seiner Bosheit willen, Es. 13, 11. Zu der Zeit wird der
Herr heimsuchen die hohe Ritterschaft, Kap. 24, 21. Wenn die Strafe genannt
wird, so bekommt selbige das Vorwort mit, da denn diese Redensart auch noch im
Hochdeutschen üblich ist. Mit Feuersbrünsten, mit Krieg, mit Pest, mit einer
bösen Frau, heimgesuchet werden. In der Deutschen Bibel wird es auch häufig mit
der vierten Endung, der Sache gebraucht, die Sünde, die Bosheit, die
Blutschulden u. s. f. heimsuchen, d. i. strafen, da denn Heimsuchungen auch
Strafen bedeuten. [
1083-1084]