Die Heimlichkeit
Die Heimlichkeit,
[
1079-1080] plur. die -en, von dem vorigen
Bey- und Nebenworte. 1) Der Zustand, da man eine Sache geheim zu halten, vor
andern zu verbergen bemühet ist; ohne Plural. Die Wohlthätigkeit, welche den
Dürftigen so schön zu finden, und mit so glücklicher Heimlichkeit ihm zu helfen
weiß, Gell.
Zu meiner Zeit Befliß man sich der Heimlichkeit. Genoß ein
Jüngling ein Vergnügen, So war er dankbar und verschwiegen, Haged.
2) Eine heimlich gehaltene Sache, besonders von solchen
Dingen, welche man der Ehre, des Wohlstandes wegen heimlich hält. Nach eines
Heimlichkeiten forschen. Alle Heimlichkeiten offenbaren, alle Anekdoten.
Jemanden seine Heimlichkeit offenbaren. In einigen Gegenden wird auch der
Abtritt oder das heimliche Gemach die Heimlichkeit genannt,
S. das vorige. Zuweilen, aber nicht im Hochdeutschen,
auch ohne diesen Nebenbegriff. Der verrieth den Feinden alle Heimlichkeit, 2
Macc. 13, 21. Herr ewiger Gott, der du kennest alle Heimlichkeit, Sus. V. 42;
wo es verborgen gehaltene Sachen überhaupt bedeutet. Anm. In dem
Schwabenspiegel nur das Heimlich. Aus dem vorigen erhellet, daß Heimlichkeit
eigentlich keine an und für sich verborgene Sache bedeuten könne, wie
Geheimniß, so fern nicht zugleich angedeutet werden soll, daß sie vorsetzlich
geheim gehalten werde. Indessen fehlet es nicht an Beyspielen des Gegentheiles,
welche aber im Hochdeutschen niedrig klingen. Ich will meinen Mund aufthun in
Gleichnissen, und will aussprechen die Heimlichkeit von Anfang der Welt, Matth.
13, 35. Die Heimlichkeit der Dreyfaltigkeit, in einer Oberd. Schrift, für das
Geheimniß.
Wie wollten wir doch mahlen Die tiefe Heimlichkeit, Opitz, das
tiefe Geheimniß.
So fern heimlich zunächst von Heim das Haus, abstammet,
bedeutete Hemeligkeit im Nieders. ehedem auch das Beysammen- wohnen in einem
Hause, ingleichen den nächsten Grad der Verwandtschaft.
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1081-1082]