Heften
Heften,
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1057-1058] verb. reg. welches das
Factitivum von dem Neutro haften ist, haften machen. 1. Eigentlich, wo es durch
den Gebrauch auf verschiedene einzelne Fälle eingeschränket worden, wo es zum
Theil nur eine Befestigung auf kurze Zeit bezeichnet. 1) Mit Nägeln befestigen.
Die Tischler heften eine Leiste, wenn sie selbige anleimen, und inzwischen bis
der Leim bindet, mit einigen Nägeln befestigen. Die Philister hefteten Sauls
Schedel an das Haus Dagon, 1 Chron. 11, 10. Und heftetens (das Blech) mit
Nägeln, daß es nicht sollte wackeln, Es. 41, 7. Christus ward an das Kreuz
geheftet. 2) Mit Stecknadeln befestigen; wo es besonders im Oberdeutschen für
anstecken üblich ist, daher die Stecknadeln auch daselbst Heftel genannt
werden. Eben daselbst sind auch die Diminut. hefteln, anhefteln, abhefteln,
zuhefteln u. s. f. für anstecken, abstecken, zustecken üblich. 3) Vermittelst
eines Bandes, für anbinden. So wird in dem Weinbaue der Wein geheftet, wenn die
Weinreben und Schosse mit Stroh an die Pfähle gebunden werden.
S. Hefte. 4) Durch Hefte und Schlingen, oder Haken und
Öhren, wo besonders die Zusammensetzungen anheften, aufheften, abheften,
zuheften u. s. f. üblich sind. 5) Am häufigsten gebraucht man es von der
Befestigung durch Nähen, wo man es theils für nähen überhaupt gebraucht. Und
sollt zween Ringe an den Leibrock heften, V. 27. So heften auch die Buchbinder
die Bogen, wenn sie selbige auf der Heftlade mit Zwirn oder Seide an einander
befestigen. Jemanden etwas auf den Ärmel heften, oder ihm etwas aufheften,
seine Leichtgläubigkeit mißbrauchen, ihn einer Unwahrheit bereden. Theils von
dem Nähen mit weiten Stichen, zwey Dinge nur auf einige Zeit mit einander zu
befestigen, welches bey den Schneidern auch anschlagen, in Niedersachsen aber
rijen, rigen, reihen, anreihen, genannt wird. So werden zwey Stücke Zeuges,
welche zusammen genähet werden sollen, zuvor geheftet. Auch die Wundärzte
heften auf ähnliche Art die Wunden, damit die getrennten Theile zusammen
wachsen. 2. Figürlich. Seine Augen auf etwas heften, sie auf eine anhaltende
Weise auf etwas richten. Augen die oft schmachtend auf die seinigen geheftet
sind.
Er sagts und heftete mit trauriger Geberde Den
Supplicanten-Blick voll Thränen auf die Erde, Zachar.
So auch seine Gedanken, seine Aufmerksamkeit auf einen
Gegenstand heften. Man flattert von einem Gegenstande zum andern, ohne sich auf
irgend einen heften zu können. Das Hauptwort die Heftung ist nur in den
Zusammensetzungen üblich. Doch kommt es auch in dem einfachen Worte zuweilen im
figürlichen Verstanden vor. Anm. Schon in dem übersetzten Isidor heftan, bey
dem Ottfried aber haftan, im Nieders. und Holländ. hechten, im Schwed. haefta,
im Isländ. hefta. Aus dem erstern erhellet zugleich, daß es ehedem in einem
viel weitern Umfange der Bedeutung üblich gewesen, weil daselbst heftida auur
zi so viel ist, als er fügte von neuen hinzu, und in Boxhorns Glossen wird
heftan durch nectere erkläret. Bey dem Tschudi bedeutet heften in Verhaft
nehmen. Diejenigen, welche dieses Wort und dessen Ableitungen häften schreiben
wollen, weil das Neutrum haften ein a hat, bedenken nicht, daß das Neutrum und
Activum in vielen andern Fällen auf ähnliche Art unterschieden sind; z. B.
hangen und henken, laben und leben, prallen und prellen, darben und verderben;
schallen und schellen, nassen und netzen, schwanken und schwenken u. s. f.
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1057-1058]