Der Haufe
Der Haufe,
[
1005-1006] des -ns, plur. die -n,
Diminut. das Häufchen, Oberd. Häuflein. 1) Eigentlich, eine Versammlung
mehrerer Dinge auf und über einander. Ein großes Haufe Erde. Ein kleiner Haufe
Sand. Ein Maulwurfshaufe, Steinhaufe, Kothhaufe u. s. f. Die Garben, das Holz,
die Steine in Haufen legen. Alles auf einen Haufen legen oder werfen. Einen
Haufen aus etwas machen. Es liegt alles über einen Haufen, d. i. auf einem
Haufen. Etwas über den Haufen stoßen, es umstoßen, gleichsam es so stoßen, daß
es in einen Schutthaufen zerfällt. Thaz warf er alles in houf, Ottfr. für über
den Haufen. Über den Haufen fallen, umfallen. Über den Haufen schießen,
niederschießen. Sie stoßen alle Philosophie über den Haufen, Gell. sie richten
sie zu Grunde, heben sie auf, machen sie unnütz. Aber mein Herz und mein Gefühl
warfen auf einmal (Ein Mahl) das mühsame Gebäude von Schlüssen über den Haufen,
Less. Zu Haufe bringen, in Menge versammeln, wo man nicht leicht Haufen sagt.
2) Figürlich, die Versammlung mehrerer Dinge neben einander, doch nur von
lebendigen Geschöpfen. Ein zahlreicher Haufe Soldaten. Ein unordentlicher Haufe
Volkes. Sich durch den Haufen drängen. Sie sitzen da alle auf einem Haufen,
alle nahe um und neben einander. Die Leute in gewisse Haufen stellen, im Haufen
abtheilen. Der ganze Haufe kam in die Stadt gerannt; im gemeinen Leben, der
helle Haufen, von dem Nieders. heel, ganz,
S. Hell.
Reißt Schand und Üppigkeit mit hellem Haufen ein, Opitz.
Die Noth kommt mit Haufen, zahlreich. Mit Haufen, oder
haufenweise zulaufen. Ein starker Haufe Kühe, Frösche, Vögel u. s. f. Der große
Haufe, der gemeine Haufe, der Pöbel, der größte Theil der Menschen dem Staude
und den Einsichten nach. Das kleine Häuflein der Gerechten. Mit dem Haufen
gehen. 3) Nach einer noch weitern Figur wird ein Haufen, doch nur im gemeinen
Leben, sehr oft für viel gebraucht, und da kann es auch von leblosen Dingen
gesagt werden. Es waren ein Haufen Leute in der Komödie, viele Leute. Ein
Haufen Geld, vieles Geld. Einen Haufen Kinder haben. Anm. Bey dem Ottfried
Houfe, bey dem Willeram und Notker Husfo, im Pohln. Huf, im Böhmischen Hauff.
Andere Mundarten ziehen dem f das b und p vor, wie das Nieders. Hoop, Hope,
Hupe und Hüpen, das Angels. Heape, Hype, das Engl. Heap, das Dän. Hob, das
Schwed. Hop; wohin auch das Lat. Copia, und copulare, gehören, so wie das
Nieders. Hümpel, ein Haufe mit Cumulus überein stimmet. Der herrschende und
Stammbegriff in diesem Worte ist wohl die Höhe, daher man es füglich zu dem
Geschlechte der Wörter hoch, heben, Hübel für Hügel, Hüfte, und besonders auf
rechnet. [
1007-1008]