Die Halde
Die Halde,
[
917-918] plur. die -n. 1) * Die jähe,
anhängige Seite eines Berges, oder einer Anhöhe; eine nur noch im Oberdeutschen
übliche Bedeutung, in welcher es auch als ein Beywort üblich ist. An halden und
jähen Örtern, Matthes. Bey andern lautet dieses Beywort hallig, haldicht,
abhäldig, aufhäldig, niederhällig u. s. f. welche, so wie die zusammen
gesetzten Berghalde und Thalhalde, noch hin und wieder im Oberdeutschen
vorkommen. 2) * Ein Hügel, er sey groß oder klein; gleichfalls am häufigsten im
Oberdeutschen, wo Halde, Haldine; Halle einen jeden Hügel bedeutet. Bey den
Sächsischen Bergleuten sind Halden diejenigen Hügel von Schutt, tauber Erde und
Gestein, welche aus den Bergwerken gefördert werden, oder nach der Berg- und
Hüttenarbeit übrig bleiben; Schutthaufen. Die Halden ausklauben, eben daselbst,
das darunter aus Versehen gerathene Erz aussuchen. Eine Halde einebenen, sie
abtragen und eben machen. Halden stürzen, durch Zusammenführung tauber Erde und
Steine solche Halden machen. Eine Gewerkschaft auf die Halde setzen, im
Bergbaue, ihr das Feld, das Recht an einem Ganze gerichtlich absprechen. Nach
einer andern Figur bedeutet, jemanden auf die Halde setzen, bey den Bergleuten
so viel, als ihn betriegen, hintergehen. Anm. Es ist ein sehr altes Wort,
welches in Boxhorns Glossen Haldo, im Dän. Häld, im Böhm. Halda, im Spanischen
Halde, in den Florentinischen Glossen Halda lautet. Daher kommt auch das
Zeitwort helden, neigen, welches bey dem Notker mehrmahls vorkommt. Helde ze
mir din ora, Notker; und an einem andern Orte lautet es bey ihm halten. Um
Vesper-Zeit, da sich die Sunn vast haltet, da sich die Sonne neiget, Etterlin
bey dem Frisch. Das Lat. altus, hoch, welches der Hauptbegriff in diesem Worte
zu seyn scheinet, ist genau damit verwandt. Die Niedersächsische Mundart hat
noch das Zeitwort hellen, welches so wohl abhangen, sich neigen, als auch von
einem abhängigen Orte herunter fließen, und endlich auch active, abhängig
machen, bedeutet. Eine Tonne hellen, sie hinten in die Höhe heben, damit sie
abhängig werde. Nach einer Figur stammet daher Nieders. hilde, hurtig,
geschäftig. Halde und Hügel sind bloß in den Endsylben unterschieden; beyde
kommen von dem alten ha, hoch, her, welches in einigen Sprecharten einen
starken Hauch, in andern den Blaselaut, wie in Hause, in andern aber das
flüssige l angenommen hat. Im Engl. heißt ein Hügel nur Hill.
S. Hoch, Hügel, Haufe u. s. f. daher Frischens Ableitung
von halten, weil man an einem Berge halten müsse, von selbst wegfällt.
[
917-918]