Der Hain
Der Hain,
[
903-904] des -es, plur. die -e, ein
Wort, welches von Hag abstammet, und ehedem eben dieselben Bedeutungen hatte,
daher haynen im Holländ. noch jetzt so viel als zäunen bedeutet. Besonders war
es ehedem von einem gehägeten Walde sehr üblich, da es denn mit Forst überein
kam, und in diesem Verstande noch in den eigenthümlichen Nahmen vieler Orte
vorkommt, z. B. Großenhain, Ziegenhain, Lichtenhain u. s. f. wofür es in andern
hahn, in andern ham, und in noch andern hagen lautet. Es wurde alsdann von
einem jeden gehägten Gehölze, und in weiterer Bedeutung von einem jeden Walde
gebraucht, er mochte groß oder klein seyn. In dem gemeinen Sprachgebrauche der
Hochdeutschen ist es in dieser Bedeutung veraltet, wo es nur noch in der höhern
und dichterischen Schreibart von einem jeden Walde, am häufigsten aber von
einem kleinern Gehölze gebraucht wird.
Wie lieblich flistert dort im Hain Der schlanken Espen
furchtsam Laub! Kleist.
In der Deutschen Bibel kommt es sehr häufig in der Bedeutung
eines heiligen, einer Gottheit gewidmeten Waldes vor, wo es 1. Sam. 22, 6 auch
von einigen einzelnen Bäumen gebraucht zu seyn scheinet: Als nun Saul wohnete
zu Gibea, unter einem Hain in Rama. Ja 2 Kön. 23, 6 bezeichnet es auf eine
sonst ungewöhnliche Art gar einen Hain- oder Waldgötzen: Und ließ den Hain aus
dem Haus des Herren führen hinaus vor Jerusalem, in Bach Kidron, und verbrannte
ihn u. s. f. Anm. Hain, bey dem Stryker Heinic, im Wendischen Hai, Hain, ein
Wald, ist aus Hagen zusammen gezogen, daher es zur Bezeichnung des
ausgestoßenen Gaumenlautes auch von einigen Hayn geschrieben wird, so ungern
auch die Hochdeutsche Mundart sonst den Doppellaut ay duldet.
S. Hag und Ham.