Die Güte
Die Güte,
[
859-860] plur. car. das Abstractum des
Bey- und Nebenwortes gut. 1. Absolute, das Verhältniß der innern Beschaffenheit
einer Sache gegen die Absicht des Subjectes, und gegen ihre Bestimmung oder
ihren Endzweck. Die Güte eines Zeuges, eine Waare untersuchen. Die Güte des
Weines erforschen. Sind alle diese Wahrheiten von gleicher Güte? Auch im
moralischen Verstande, das Verhältnis einer Sache gegen ihre sittliche
Bestimmung, gegen das Gesetz. Die Handlungen sind von verschiedener Güte. 2. In
engerer Bedeutung, das gehörige Verhältniß eines Dinges gegen die Absicht und
das Verlangen des Subjectes, und gegen den Endzweck und die Bestimmung einer
Sache. 1) In der eigentlichsten Bedeutung des Beywortes, die Eigenschaft einer
Sache, da sie den Sinnen angenehm ist, angenehme Empfindungen erwecket. Die
Güte alles Fleisches ist wie eine Blume auf dem Felde, Es. 40, 6, d. i. dessen
Annehmlichkeit, Reiß. In dieser Bedeutung ist es im Hochdeutschen veraltet,
außer daß man es in der vertraulichen Sprechart zuweilen im Concreto gebraucht;
sich eine Güte thun, sich gütlich thun, sich angenehme Empfindungen
verschaffen. 2) In weiterer Bedeutung. (a) Überhaupt, die Eigenschaft einer
Sache, da sie der Absicht eines andern, ihrer Bestimmung, ihrem Endzwecke gemäß
ist; die Vollkommenheit, wenn diese Eigenschaft in einem hohen Grade vorhanden
ist, ungeachtet Güte und Vollkommenheit von den Philosophen gemeiniglich als
gleichbedeutend angenommen werden. An diesem Tuche, an dieser Waare wird die
Güte nicht bezahlet. Die Güte eines Landes. Die Güte eines Pferdes bestehet
darin u. s. f. Die Güte eines Hirsches, dessen gehörige feiste Beschaffenheit.
Auch im moralischen Verstande, das gehörige Verhältniß einer Sache gegen das
Gesetz, ihre Übereinstimmung mit dem Gesetze. (b) In einigen engern Bedeutungen
des Wortes gut. (aa) Die Reinigkeit, der unverfälschte Zustand eines Körpers.
Die Güte des Goldes, des Silbers. (bb) Die Übereinstimmung mit den Regeln der
Kunst, oder mit dem Objecte. Die poetische Güte, die Ähnlichkeit eines
poetischen Bildes mit dem Urbilde. Die Güte eines Gemähldes, die Richtigkeit
der Verhältnisse in der Zeichnung. (cc) Noch mehr im moralischen Verstande. (1)
Die natürliche Beschaffenheit des Gemüthes, da es nicht zum Zorne, sondern zur
Gelindigkeit, Sanftmuth, Geduld u. s. f. geneigt ist. Die Güte ist eben so oft
eine Schwäche, als eine Tugend. Er ist die Güte selbst. (2) Glimpf,
Gelindigkeit, freundschaftliches Verfahren, im Gegensatze des Ernstes, des
Zwanges und des gerichtlichen Verfahrens. Ernst und Güte bey jemanden
versuchen. Den Weg der Güte versuchen. Sage mir es in der Güte, im Guten. Der
Güte pflegen, in der Gerichtssprache, einen gütlichen Vergleich zu treffen
suchen. Die Creditores sind zur Pflegung der Güte eingeladen worden (3) Die
Neigung und Bereitwilligkeit andern Gutes zu thun; die Gütigkeit. Die Erde ist
voll der Güte des Herren, Pf. 33, 5. Nein, ich kann ihre Güte nicht ausstehen.
Ingleichen, deren Erweisung. Sie überhäufen mich mit Güte. Auch in der
gesellschaftlichen Höflichkeit ist es, so wie Gütigkeit, sehr üblich. Haben sie
die Güte, und lassen sie mich melden. Anm. Bey dem Ottfried Guati, so wohl von
der Vollkommenheit eines Dinges, als auch im moralischen Verstande für Gnade.
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