Der Gruß
Der Gruß,
[
839-840] des -es, plur. die Grüße, die
Anwünschung alles Guten an eine Person, bey der Begegnung, bey der Ankunft,
oder auch bey der Entfernung, und die Worte, womit solches geschiehet. Der Gruß
des Engels Gabriel an die Jungfrau Maria, oder der englische Gruß, Luc. 1.
Jemanden einen Gruß an einen andern mitgeben, ihm auftragen, den andern in
seinem Nahmen zu grüßen. Einem seinen Gruß vermelden lassen, ihm seinen Gruß
entbiethen, oder senden. Einen Gruß von jemanden ablegen, bringen. Einen Gruß
bekommen. Bey den Handwerkern ist die Gebung und Bringung des Grußes, wozu
jedes Handwerk seine eigenen Formeln hat, ein sehr wichtiges Stück, indem
keiner von einem Orte weggehen und bey einer Innung fortkommen konnte, ohne den
Gruß von dem Meister und den Gesellen des Handwerkes empfangen zu haben.
S. Handwerksgruß. Seitdem das Französische Compliment in
der feinen Welt das Lieblingswort in dieser Bedeutung geworden, ist das
Deutsche Gruß sehr aus der Gewohnheit gekommen, so daß es theils nur noch unter
geringern Personen, theils von Höhern gegen geringern Personen gebraucht wird.
Figürlich werden auch die Zeichen, welche anstatt der Worte in manchen Fällen
eingeführet worden, zuweilen der Gruß genannt. Dahin gehöret auch der Gruß der
Schiffe, wenn sie einander auf der See begegnen, oder einer Festung nahe
kommen, und der entweder in der Lösung einiger Stücke, oder in der Streichung
der Flagge, Einreffung der Segel u. s. f. bestehet. Einem Schiffe, einer
Festung, den Gruß verweigern. Den Gruß fordern. Anm. Bey den Schwäbischen
Dichtern Gruos, Gruezz, welche es für Gunst, Gewohnheit, der Quelle des Grußes,
überhaupt gebrauchen; im Nieders. mit der gewöhnlichen Vertauschung des
Zischlautes Groot, Gruet, Grötniß, im Angels. Gretung, im Engl. Greeting.
S. das folgende. Tatian übersetzt das Lat. Salutatio
durch Wolaqueti, von wohl, und dem veralteten quedan, reden, sprechen, und an
einem andern Orte durch Heilizunga. [
841-842]