Gründen
Gründen,
[
829-830] verb. reg. act. von dem
Hauptworte Grund. 1. Den Grund eines natürlichen Wasserbehältnisses finden,
erforschen, für ergründen; in welcher Bedeutung es im Hochdeutschen nur im
gemeinen Leben üblich ist. Der Teich ist nicht zu gründen, nicht zu ergründen.
Im Oberdeutschen gebraucht man es auch figürlich in der höhern Schreibart.
Deine Güt ist nicht zu gründen, Opitz. Daß seine Güte nicht
vergehe, Ihr Grund auch nicht zu gründen sey, ebend. Der Schlamm will mich
verschlingen; Er ist so tief, daß ich nicht gründen kann, ebend.
2. Den Grund zu etwas machen, bereiten, in einigen
Bedeutungen des Hauptwortes. So gründen die Buchbinder die Franzbände, wenn der
Theil der vergoldet werden soll, mit Eyweiß und Salz, und wenn solches trocken
geworden, mit Baumöhl überfahren wird, um das Gold darauf zu tragen. Die
Mahler, Anstreicher u. s. f. gründen die Leinwand, oder einen jeden andern
Körper, wenn sie die erste Lage Farbe darauf tragen, oder den Körper, welchen
sie bemahlen oder anstreichen wollen, auch nur mit Leimwasser überfahren, um
die Poros desselben auszufüllen, welches auch tränken genannt wird. Ein Holz
mit Leim, mit Öhl gründen. Die Kupferstecher gründen eine Kupferplatte zur
schwarzen Kunst, wenn sie selbige mit dem Gründungseisen aufackern u. s. f. 3.
Den Grund, d. i. die Vertiefung eines Körpers bearbeiten; bey den Tischlern, wo
die Fugen, und andere vertiefte Stellen gegründet, d. i. mit dem Grundhobel
bearbeitet werden. 4. Einen Körper, besonders ein Gebäude auf einem gewissen
Grunde errichten, aufführen, mit einem Grunde versehen. 1) Eigentlich. Das Haus
war auf einen Felsen gegründet, Matth. 7, 25. Der Tag, da der Tempel des Herrn
gegründet ist, da dessen Grund geleget ist, Hagg. 2, 19. 2) Figürlich. (a) Ein
Reich gründen oder stiften, den Grund dazu legen, d. i. den Anfang dazu machen,
sich die dazu nöthigen Unterthanen erwerben und sammeln. Die Gründung der
Kirche von Christo. (b) Der Wahrheit, der Sache selbst gemäß seyn; in welcher
Bedeutung nur das Mittelwort gegründet üblich ist. Eine wohl gegründete
Antwort. Ein gegründetes Recht auf etwas haben. Das Vorgeben ist nicht
gegründet. Das ist gegründet, ist wahr. Eine gegründete Hoffnung. (c) Sein
Daseyn, seine Wirklichkeit von einem andern Dinge haben; nur im Passivo mit dem
Vorworte in. Alle Geschöpfe sind in Gott gegründet. Die Herrschaft Gottes ist
in der Schöpfung aller Dinge gegründet, entstehet daraus. Kinder sind ihrem
Ursprunge nach in den Ältern gegründet. (d) Die Dauer, die Bestimmung, die
Erweislichkeit einer Sache aus einer andern herleiten, als ein Reciprocum und
mit dem Vorworte auf. Seine Hoffnung auf Gott gründen. Die Treue der ehelichen
Liebe gründet sich auf das gegenseitige Versprechen und auf die Natur der
Liebe, Gell. Das war gerade der Trost, worauf sich die Stärke dieses Helden
gründete. Die Gründung des Vertrauens auf alle von Gott verordnete Mittel
unserer Errettung. Wie reitzend wird die Freundschaft nicht, wenn sie sich
zugleich auf Natur und auf Tugend gründet! Gell. Auch in Gestalt eines Passivi
mit dem Vorworte in. Eine Wahrheit ist in der heiligen Schrift gegründet, wenn
sie aus derselben erweislich ist und bestimmt wird. Die Theilbarkeit eines
Körpers ist in seiner Zusammensetzung gegründet. Jede Gesellschaft ist in einem
Vertrage gegründet. So auch die Gründung in allen thätigen Bedeutungen. Anm.
Bey dem Notker von der Legung des Grundes zu einem Gebäude grundfeilen,
fundamenten. Im Schwed. bedeutet grunda nachdenken, im Gemüthe betrachten,
welches unserm grübeln nahe kommt. [
831-832]