Grob
Grob,
[
805-806] gröber, gröbste, adj. et adv.
1. Eigentlich. 1) Groß, stark; doch nur noch in einigen Fällen. Grobe Sauen,
bey den Jägern, starke, große Sauen. Grobe Münze, grobes Geld, welches aus
größern Stücken bestehet, und auch hartes Geld genannt wird. Grobes Geschütz,
im Gegensatze des kleinern. Eine grobe Schrift, welche aus großen Buchstaben
bestehet. Die Feder schreibt zu grob, wenn sie zu starke, zu große Züge macht.
Grobe Späne, im Gegensatze der kleinen oder feinen.
S. Grobschmid. 2) Aus sehr in die Sinne fallenden,
großen, starken Theilen bestehend; im Gegensatze des Feinen. Grober Sand, ein
grobes Schießpulver. Ein grober Sandstein, der aus grobkörnigem Sande bestehet.
Grobes Mehl, grobes Brot. Ein grober irdischer Körper, im Gegensatze eines
feinern, weniger in die Sinne fallenden. Eine derbe grobe Speise. Grob
gestoßenes Gewürz. Grobe Leinwand, grobes Papier, grobe Fäden. Grober Draht,
dicker, im Gegensatze des fei- nen oder dünnen. Ein grober Kittel, der aus
grober Leinwand bestehet. Eine grobe ungesunde Luft. Äußerst anpassend, lau und
grob müssen die Eindrücke der äußern Dinge seyn, wenn der Dummkopf Vergnügen
fühlen soll, Zimmerm. 2. Figürlich. 1) Fähig, nur grobe, sehr sinnliche Dinge
zu empfinden. Ein grobes Gefühl haben. Die groben Seelen suchen sich so wie die
feinen. Grobe Sinne haben. 2) Mit dem Nebenbegriffe der Ungeschicklichkeit, des
Mangels der Feinheit, der Kunst, des Fleißes; im Gegensatze des Zarten, noch
mehr aber des Feinen. Grobe Glieder haben, plumpe; grob von Gliedern seyn.
Grobe Hände, starke und harte Hände. Eine Sache aus dem Groben, oder aus dem
gröbsten arbeiten. Grobe Arbeit verrichten, schwere, beschwerliche Arbeit, wozu
keine Geschicklichkeit außer der Stärke des Leibes erfordert wird. Grobe
Waaren, im Gegensatze der feinen. 3) Von der Stimme, für tief, besonders
unangenehm tief. Eine grobe Sprache, eine grobe Stimme haben. 4) Grob schwanger
seyn, im gemeinen Leben, hoch schwanger seyn; im Oberdeutschen auch grobes
Leibes seyn, im Nieders. graves Fotes gaan. 5) Grobe Gänge, grobe Geschicke, im
Bergbaue, welche nur geringhaltige Silbererze führen. 6) Eine grobe Lüge, die
als Lüge leicht kenntlich, aller Wahrscheinlichkeit beraubt ist. Grobe
Irrthümer, welche sehr leicht als Irrthümer erkannt werden können, wissentliche
Verläugnung der Wahrheit. Grobe, große, schwere, Laster, die von jedermann als
Laster erkannt werden. Ein grobes Verbrechen, ein grober Fehler, ein großer,
starker, der leicht erkannt und vermieden werden konnte. 7) Eine Sache ganz
vorstellend, ohne aus Klugheit einen oder den andern Theil davon zu verbergen,
im Gegensatze des Feinen; doch nur in einigen Fällen. Eine grobe Schmeicheley.
Einem gar zu grob schmeicheln. Ein grober Gottesläugner. Etwas grob heraus
sagen. 8) Den angenommenen Wohlstand, die eingeführten guten Sitten in einem
hohen Grade beleidigend, und in dieser Beschaffenheit gegründet; wo es zugleich
ein harter Ausdruck für unhöflich ist. Ein grober Mensch; in den niedrigen
Sprecharten, ein grober Bauer, grober Esel, grober Flegel u. s. f.
S. Grobian. Ein grober Scherz, der den Wohlstand, die
Achtung gegen andere beleidiget. Einem andern grob begegnen. Grob mit jemanden
scherzen, reden. 9) Im gemeinen Leben in Gestalt eines Nebenwortes zuweilen
auch von einem zu hohen Grade der innern Stärke einer Handlung. Das ist zu
grob, zu arg. Jetzt macht er mir es zu grob. Anm. So lange grob am Ende nicht
verlängert wird, hat es im Hochdeutschen ein geschärftes o, als wenn es gropp
geschrieben wäre. Bey der Verlängerung des Wortes aber, der grobe u. s. f. ist
das o gedehnt. Eben so ist es im Nieders. wo das Nebenwort grov, das Beywort de
grave u. s. f. lautet. Im Oberd. hingegen ist das o auch in grob gemeiniglich
gedehnt, und in einigen Gegenden lautet es gar graub. In den Oberdeutschen
Schriften der ältern und mittlern Zeiten kommt dieses Wort nicht vor, außer daß
in Chriemhilden Rache Kravoheit für Roheit, Wildheit, angetroffen wird. Im Dän.
lautet es grov, im Schwed. wo es aber auch nicht alt ist, grof, im Pohln.
gruby. Im Böhmischen ist hruby groß, und im Wallis. rhef dick. Die Abstammung
ist noch ungewiß, weil mehrere Wörter mit gleicher Wahrscheinlichkeit Anspruch
darauf machen. Wachter leitet es von grappen, greifen, tappen, Frisch von rauh,
rudis, crudus, Ihre vom Latein. gravis, andere von dem alten grow, wachsen,
her, welche Ableitung dadurch scheinbar wird, weil im Dithmarsischen für grob
grün üblich ist. Im Holländ. ist groven stark, dick werden.
S. auch Graupe, [
807-808]
Griebe und groß, welche mit ihren Stammwörtern
gleichfalls mit in Betrachtung kommen können. Dieses Wort kann mit vielen auch
sonst allein ungewöhnlichen Beywörtern zusammen gesetzet werden, ihre grobe
Beschaffenheit in den beyden eigentlichen Bedeutungen zu bezeichnen, z. B.
grobkörnig, grobfädig, grobgliederig, grobsandig u. s. f. wovon im folgenden
nur einige angeführet werden. [
807-808]