2. Grille
2. Grille,
[
803-804] plur. die -n, eine mühsame mit
Nachdenken verbunden Beschäftigung des Gemüthes, in verschiedenen Fällen. 1)
Ein jeder seltsamer Einfall. Ich suchte ihm die Grille aus dem Gemüthe zu
reden, daß man viele Leckereyen auf der Tafel haben müsse, wenn man vergnügt
seyn wolle. Die Stoiker geriethen auf die Grille, daß der Mensch sich von allen
Leidenschaften los machen könne. Er hat die Grille, daß er sein Urtheil
niemahls ändern will. Das sind Grillen, seltsame Einfälle. 2) In engerer
Bedeutung, künstliche mühsame Gedanken und Vorstellungen ohne Nutzen. Grillen
fangen, solchen Gedanken nachhängen; zu welcher R. A. die Zweydeutigkeit des
Wortes Grille Anlaß gegeben, weil das unter diesem Nahmen bekannte Insect
schwer zu fangen, und zu nichts zu gebrauchen ist.
S. Grillenfang und Grillenfänger. 3) In noch engerer
Bedeutung sagt man, doch nur im Plural, im gemeinen Leben und der vertraulichen
Sprechart von jemanden, er habe Grillen, oder er mache Grillen, wenn er
tiefsinnigen verdrießlichen Gedanken nachhängt, wenn er mürrisch, verdrießlich,
eigensinnig ist, und diesen Zustand seines Gemüthes äußerlich merken lässet, da
man den einen solchen Menschen selbst auch wohl eine Grille zu nennen pflegt.
4) Im engsten Verstande, doch gleichfalls nur im Plural, sind Grillen, Sorgen,
besonders so fern sie sich durch das äußere Betragen verrathen. Grillen haben.
Einem die Grillen vertreiben. Anm. Im Dänischen Grille, im Schwed. Griller.
Martinius und nach ihm Wachter leiten dieses Wort von den Grillis, d. i.
seltsamen Vorstellungen der Römischen Künstler her, deren Plinius gedenkt, und
B. 35, Kap. 10 von einem Mahler Antiphilo sagt: Idem jocoso nomine Gryllum
ridiculi habitus pinxit; unde hoc genus picturae grilli vocantur.
S. Grillenwerk. Ihre hat den Ursprung dieses Wortes
glücklicher entdeckt, welches ihm desto leichter war, da seine Muttersprache
noch das Zeitwort graela hat, welches graben bedeutet, so wie grasla das
Diminutivum von graswa, graben, ist, und mit unserm Deutschen grübeln überein
kommt. Eine Grille bedeutet also eigentlich eine Grübeley, und diese Abstammung
läßt sich aus den Mundarten gar schön bestätigen. Im Nieders. heißen seltsame
Einfälle, Grillen, Grappen, Grapies, gleichfalls von graben; ingleichen
Grimpen, welches eigentlich ein Nahme der Gründlinge ist, und ohne Zweifel
einen ähnlichen Ursprung hat. Plinii Meinung entscheidet hier nichts, weil es
schon bekannt ist, wie schlechte Etymologen die Römer bey ihrer Unkunde der
Nordischen Sprachen waren. Das Latein. Grillus scheinet vielmehr mit dem
Deutschen Grille aus einer und eben derselben ältern Quelle herzufließen. Es
erhellet daraus zugleich, daß die Nebenbegriffe des Seltsamen, und des
Unnützen, dem Worte nicht wesentlich ankleben. Indessen irret Ihre, wenn er das
Schwed. graela, verwirrt schreyen oder reden, als eine Figur von graela,
grübeln, ansiehet. Das erstere gehöret zu dem Nieders. grölen, und ist eine
Nachahmung des Lautes.