Der Griff
Der Griff,
[
801-802] des -es, plur. die -e,
Diminut. das Griffchen, Oberd. Grifflein, von dem Zeitworte greifen. 1) Das
Greifen, die Handlung des Greifens. Einen Griff in etwas thun. Mit einem
einzigen Griff alles wegnehmen. Einen Griff zulassen. Der Falke, der Habicht
gibt dem Hasen einen Griff, wenn er ihn mit den Klauen gewaltsam angreift.
Etwas am Griff haben, d. i. am Gefühle, es gleich greifen oder mit der Hand
fühlen können. Vollständig heißt diese figürliche R. A. im gemeinen Leben,
etwas am Griffe haben, wie der Bettler die Laus. Figürlich für Handgriff, d. i.
die aus Übung und Erfahrung erlernete Art und Weise eine Sache zu behandeln;
welche Bedeutung aber im Hochdeutschen ungewöhnlich ist.
Der weder Art noch Griff Zum Steuern weiß noch kann, Opitz.
Noch mehr, unerlaubte Handgriffe, Kunstgriffe im
nachtheiligen Verstande. Allerhand Griffe gebrauchen, im gemeinen Leben Kniffe.
Arge Griffe, listige Griffe, krumme Griffe.
Des Schelmen arger Griff, damit er uns will fangen, Opitz. Ein
Weiser lebt, obgleich nicht krumme Griffe Ihm Geld und Trost in Schränk' und
Kasten ziehn, Haged.
2) So viel als man mit einem Griffe fassen kann, eine Hand
voll, in einigen Fällen. Bey den Nadlern ist ein Griff Nadelschäfte eine Zahl
von 25-40 Stücken, so viel nehmlich der Zuspitzer auf Ein Mahl in die Hand
nimmt und zuspitzt. Auch figürlich:
Ein Haus, ein Landgut kann der Kleinen Habsucht stillen, Da
Stadt und Länder kaum der Großen Griffe füllen, Haged.
Ingleichen, so viel Raum, als man mit einem Griffe abmessen
kann: wo dieses Wort im Forstwesen für Spanne gebraucht wird.
S. Griffig. 3) Dasjenige, womit man greifet, in einigen
einzelnen Fällen. So werden von den Jägern die Klauen der Raubvögel Griffe
genannt. An den Hufeisen der Pferde ist der Griff das vorn hervor ragende
Stück, womit das Pferd gleichsam in die Erde eingreift, zum Unterschiede der an
beyden Seiten befindlichen Stollen. 4) Der Ort, wohin man greift. Vermuthlich
nennen aus dieser Ursache die Fleischer dasjenige Stück Fett oder Talg, welches
inwendig zwischen den Hinterkeulen alles schlachtbaren Viehes zu sitzen
pfleget, den Griff. Noch mehr, derjenige Theil eines Werkzeuges, bey welchem
man dasselbige angreift, um es zu führen; der Handgriff. Der Griff an einem
Degen, das vornehmste Stück des Gefäßes. Der Griff an einem Dreheisen, an einer
Ahle, an einer Violine u. s. f. Anm. Im Nieders. Greep, Greppe, im Engl. Gripe,
im Dän. Greeb.
S. Greifen. [
801-802]