Der Grath
Der Grath,
[
785-786] des -es, plur. die -e, ein im
gemeinen Leben Ober- und Niederdeutschlandes übliches Wort, die oberste in die
Länge gehende Schärfe eines Dinges, oft auch nur die Spitze eines Dinges zu
bezeichnen, dergleichen z. B. der Obertheil des Rückens an dem Rindviehe,
magern Pferden u. s. f. ist, siehe Rückgrath. Im Forstwesen werden die Späne,
kleinen Äste u. s. f. welche bey dem Fällen oder Bearbeiten des Holzes abgehen,
der Afterschlag, von einigen die Grathe oder Gräthe genannt. Frischlin nennet
den obersten Balken im Dache den Grath, vermuthlich weil er die oberste Schärfe
des Daches bilden hilft. Im Oberdeutschen, besonders in der Schweiz, heißt der
oberste Rücken eines Berges oder Gebirges der Grath oder Grad; siehe
Graththier. Eben diesen nahmen führet bey den Tischlern die Schärfe an den
Einschiebeleisten,
S. Grathhobel, bey den Eisenarbeitern, der oberste
scharfe Rand eines bearbeiteten Stückes Eisen, im gemeinen Leben, die falsche
Schärfe an schneidenden Werkzeugen, welche sich beym Schleifen an der Schneide
umlegt, auf dem Wetzsteine abgewetzet wird, u. s. f. Anm. Es scheinet mit dem
Lat. Radius aus einer und eben derselben gemeinschaftlichen Quelle
herzustammen, da denn das Anfangs G von hauchenden Mundarten, wie in hundert
andern Fällen, nur zufälliger Weise voran gesetzet worden.
S. Riß, Ritzen, Reißen. Das alte Schwedische Grad, ein
Schwert, welches Ihre nicht zu erklären weiß, scheinet gleichfalls hierher zu
gehören.
S. das folgende.