1. Gleißen
1. Gleißen,
[
719-720] verb. reg. neutr. welches das
Hülfswort haben erfordert, und eigentlich mit glänzen einerley bedeutet, aber
doch nur von einem geringern und schwächern Grade des Glanzes gebraucht wird.
Das Gold gleißet nicht, wenn man den Rost nicht abwischet, Bar. 6, 23. Es ist
nicht alles Gold was gleißet. Iz ne ist niht alles golt thaz tha glizzet,
Fragm. de bello Caroli.
Isn sei auch alles golt niht Das man doch gleisen siht, Stryk.
Und wenn du dich gleich mit Laugen wüschest - so gleißet doch
deine Untugend desto mehr von mir, Jer. 2, 22; wo es in weiterer Bedeutung für
sichtbar seyn stehet. Im Hochdeutschen ist es im gemeinen Sprachgebrauche
veraltet, und kommt daselbst nur zuweilen noch bey den Dichtern vor.
Wenn er ein wenig Licht von oben her sieht gleißen, Opitz.
Laßt ihr nur darum ewge Baue gleißen, Um schnell dieselben wieder einzureißen?
Kleist.
Anm. In Boxhorns Glossen clizzan, im Dän. glise. Im
Oberdeutschen gehet es in einigen Gegenden irregulär; Imperf. ich gliß Mittelw.
geglissen, bey dem Opitz. Das Hauptwort der Gleiß, oder die Gleiße, Glanz, bey
dem Notker Glizeme, ist im Hochdeutschen völlig veraltet. Im gemeinen Leben
gebraucht man für gleißen auch glitzen, glinzen, glitzern, Engl. to glister,
glitter, Isländ. glitta, Schwed. glittra.
S. Glänzen, Glas, Glatt, Glühen u. s. f.