2. Das Gewehr
2. Das Gewehr,
[
657-658] des -es, plur. die -e, von dem
Zeitworte wehren. 1) Alles, wodurch men zur Wehre, d. i. nicht nur zur
Vertheidigung, sondern auch zum Angriff geschickt wird. In dieser weitesten
Bedeutung ist es nur noch in einigen Fällen üblich. So nennen die Jägern die
vier größten Zähne der wilden Schweine das Gewehr, sonst aber auch die Waffen,
ingleichen das Gewäff, das Gewerf. Ja in noch weiterer Bedeutung werden im
Jagdwesen auch die Treiben, welche das zurück eilende Wild abwehren, das Gewehr
oder die Wehre genannt. In beyden Fällen ist es nur als ein Collectivum üblich.
2) In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung verstehet man unter diesem Ausdrucke
nur die aus Eisen bereiteten kleinern Werkzeuge dieser Art, deren man sich im
Streite wider Menschen und Thiere bedienet, und welche man in der höhern
Schreibart Waffen zu nennen pfleget; wo es so wohl als ein Collectivum, alle
oder mehrere Arten und Individua zu bezeichnen, als auch von einzelnen Stücken
gebraucht wird. Das Schießgewehr, worunter Flinten, Musketen, Pistolen,
Terzerole, Teschinken, Karabiner u. s. f. gehören; dagegen größere Werkzeuge
dieser Art, welche nicht bequem in der bloßen Hand geführet werden, zu dem
Geschütze gehören. Bey den Soldaten führet die Muskete oder der Karabiner den
Nahmen des Obergewehres. Das Haugewehr, oder Seitengewehr, bey den Soldaten zu
Fuße, das Untergewehr, d. i. der Degen, der Säbel u. s. f. Stoßgewehr, wohin
Spieße, Piken, Hellebarden u. s. f. gehören, von welcher Art auch das
Kurzgewehr der Soldaten ist. Zum Gewehre greifen, sich gemeinschaftlich
bewaffnen. Den Bürgern das Gewehr abnehmen, sie wehrlos machen. Der Degen ist
eigentlich ein adeliges Gewehr. 3) In der engsten vornehmlich im Kriegswesen
üblichen Bedeutung begreift man unter diesem Worte nur die Flinten, Musketen
und Karabiner der Soldaten, so wie die Jäger ihr sämmtliches Schießgewehr nur
schlechthin das Gewehr zu nennen pflegen. Auch hier wird es so wohl collective
und ohne Plural, als von einzelnen Schießgewehren gebraucht. Die Armee hat das
Gewehr gestreckt. Die Soldaten treten in das Gewehr, greifen zum Gewehr, es zu
präsentiren. Im Gewehre, unter dem Gewehre stehen, das Schießgewehr in der Hand
haben. Präsentiret das Gewehr! Das Gewehr beym Fuß! u. s. f. sind gewöhnliche
Commando-Wörter bey den Soldaten. Anm. Ehedem und noch jetzt in einigen
gemeinen Mundarten nur das Wehr, die Wehre, welches letztere noch in der
Deutschen Bibel vorkommt,
S. dasselbe. Im Nieders. Were, in Dänischen Gevär. Schon
Notker nennet die Waffen Vueri.
S. Wehren.