Gelangen
Gelangen,
[
521-522] verb. reg. neutr. welches das
Hülfswort seyn erfordert. 1. * Eigentlich an etwas langen, d. i. reichen, sich
bis dahin erstrecken, mit dem Vorworte an; eine im Hochdeutschen veraltete
Bedeutung. Daß dieselbe Gränze - gelange am Dorf Adar, (an das Dorf,) 4. Mos.
34, 4. Wenn große Wasserfluthen kommen, werden sie nicht an dieselbigen
gelangen, Pf. 32, 6. Figürlich. 1) An einem Orte gegenwärtig werden, daselbst
ankommen, mit den Vorwörtern an und zu. Stehet still bis wir an euch gelangen,
1. Sam. 14, 9. Am häufigsten von der Ankunft aus einem entfernten Orte. An
einen Ort gelangen, zu demselben gelangen. Im Hochdeutschen wird es auch in
dieser Bedeutung nur selten gebraucht, weil in den meisten Fällen anlangen
üblicher ist. 2) Eine Bitte an jemanden gelangen lassen, sie vor ihm, an ihn
bringen; eine den Kanzelleyen sehr geläufige Redensart. Darum gelanget an Ew.
Majestät unsere demüthigste Bitte u. s. f. Wird aber euch eine Sache zu hart
seyn, die lasset an mich gelangen, 5. Mos. 1, 17, traget sie mir vor, bringet
sie an mich. Ihrer drey ließen den Handel vor ihn, (den König) gelangen, daß er
darin sollte Urtheil sprechen, 1 Marc. 4, 44. 3) Jemandes Eigenthum werden; am
häufigsten im Oberdeutschen. Im Halljahr soll er (der Acker) wieder gelangen an
denselben, von dem er ihn gekauft hat, 3 Mos. 27, 24. 4) Durch Bemühung
erhalten, erlangen, mit dem Vorworte zu, in welcher Bedeutung es im
Hochdeutschen am üblichsten ist. Zu seinem Ziele, zu seinem Zwecke gelangen. Zu
einer Würde, zu einem Amte gelangen. Hier gelangen wir dazu nicht. Durch die
Länge der Zeit zu einer großen Erfahrung gelangen. Zur Erkenntniß Gottes, zu
tugendhaften Empfindungen des Herzens gegen Gott gelangen. Auch ohne den
Nebenbegriff der Bemühung. Zur Reife gelangen, reif werden. So auch die
Gelangung. Anm. Schon Ottfried gebraucht gilangon für erlangen. Es ist das
durch den Oberdeutschen Hauchlaut ge zu verlängerte Zeitwort langen, welches in
mehreren Zusammensetzungen für kommen gebraucht wird. Luther gebraucht es 2
Cor. 10, 14 mit dem Hülfsworte haben, welches aber wider der Hochdeutschen
Sprachgebrauch ist.