Die Gegenwart
Die Gegenwart,
[
487-488] plur. car. 1) Der Zustand, da
man durch seine eigene Substanz ohne moralische Mittelursachen, ja ohne alle
Werkzeuge an einem Orte wirken kann, die Anwesenheit. Verspare es bis zu meiner
Gegenwart. Er that es in meiner Gegenwart. Seine Gegenwart ist mir verhaßt.
Sollte ich ihnen wegen einiger unbedeutenden Worte meine Gegenwart verbiethen?
d. i. ihnen verbiethen, sich vor mir sehen zu lassen. Die Gegenwart des
Geistes, oder des Gemüthes, die Fertigkeit, sich bey allen Veränderungen seiner
selbst bewußt zu seyn, und sich zum Gebrauche der Kräfte seines Geistes im
Stande zu befinden, welche einige neuere die Besonnenheit nennen wollen, in der
Deutschen Bibel aber Nüchternheit und Wachsamkeit heißt. Er hatte nicht genug
Gegenwart des Geistes, um sich geschickt aus der Sache zu ziehen. 2) In
weiterer Bedeutung auch zuweilen für Existenz, Daseyn. Die Gegenwart
unendlicher Eigenschaften in Gott. Anm. Schon bey dem Ottfried Geginuuerti, im
Nieders. Jagenwardighet, Tegenwardighet. Bey dem Notker ist gagenuuertan sih,
sich darstellen, gegenwärtig werden. Von der letzten Hälfte dieses Wortes
S. die Anm. zu Anworten. Gegen scheint hier eine Nähe zu
bezeichnen.
S. Gegen II. 4, 5. Für Gegenwart gebraucht Kero
Antuuarta, Ottfr. aber Nahwist, Naheseyn. Im Angels. ist anduuerdu gegenwärtig.