Der Galgen
Der Galgen,
[
391-392] des -s, plur. ut nom. sing.
ein senkrecht stehender Pfahl mit einem Querholze, besonders so fern dieses
Werkzeug dazu dienet, Übelthäter daran zu henken. An den Galgen kommen,
gehenket werden. Er hat den Galgen mehr als Ein Mahl verdienet, die Strafe des
Galgens. Ein Verbrechen, auf welchem Galgen und Rad stehet. In der anständigern
Sprechart wird der Galgen das Hochgericht, in der Sprache der Spitzbuben aber
die Feldglocke genannt. Wegen einiger Ähnlichkeit in der Gestalt führen auch
andere Werkzeuge diesen Nahmen. Dahin gehöret der Galgen an einem
Schöpfbrunnen, der senkrecht stehende Baum, worin der Schwängel beweglich ist.
In den Salzkothen ist der Galgen ein Gerüst über dem Eingange der Salzstätte,
worauf man Salz stellet oder Holz leget. An den Buchdruckerpressen ist es eine
hölzerne Lehne am Ende des Laufbretes, an welche sich der geöffnete Deckel
anlehnet; an dem Pferdezäumen ein Mundstück oder Gebiß in Gestalt eines Bogens.
S. Galgenmundstück. Anm. Dieses Wort lautet schon bey
dem Ulphilas Galga, und bey dem Ottfried Galgen, wo es von dem Kreuze gebraucht
wird, im Schwed. Galge, im Engl. Gallow, im Angels. Galg, Gual, Galga, im
Holländ. Galghe, im Dän. Galge. Zu Carls des Großen Zeit bedeutete Galgo auch
einen Schöpfbrunnen, ohne Zweifel um des darüber befindlichen einem Galgen
ähnlichen Schöpfgerüstes willen. Wachter, Haltaus und andere haben von dem
Ursprunge dieses Wortes allerley seltsame Meinungen. Ihre leitet es mit mehrerm
Glücke von dem Isländ. Gagl, der Ast, der Gipfel eines Baumes, der Zagel,
Nieders. Zelke ab, weil man doch daran zuerst die Missethäter gehenket hat, ehe
man eigene Säulen dazu errichtete. [
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