Der Frühling
Der Frühling,
[
329-330] des -es, plur. die -e. 1) In
der edlen Schreibart, diejenige Jahreszeit, welche auf den Winter folget und
vor dem Sommer hergehet, und in der Astronomie von dem 20sten März bis zum
21sten Junius gerechnet wird; im gemeinen Leben das Frühjahr, bey den Dichtern
und in der höhern Schreibart auch der Lenz. Des Frühlings Anfang. Ein warmer,
kalter Frühling. Schon hab ich sechzehn Frühlinge gesehen, doch keiner war so
schön wie der, Geßn. In der dichterischen Schreibart auch so viel als ein Jahr.
Ein schö- ner Jüngling, sechzehn Frühlinge alt. Ingleichen für die Jugend.. Der
Frühling des Lebens. Im Frühlinge meiner Tage habt ihr Musen nie unerhört mich
gelassen, Geßn. Der junge Flüchtling, der den halben Frühling seines Lebens von
einer Schönen zur andern flattert. 2) Thiere, welche früh, d. i. bald nach dem
Anfange des Jahres, ingleichen eher als andere geboren werden. Besonders von
Lämmern, Frühlämmer; im Gegensatze der Spätlinge. Also wurden die Spätlinge des
Labans, aber die Frühlinge des Jacobs, 1 Mos. 30, 42. Wenn aber der Lauf der
Frühlingherde war, V. 41. Auch ein Kind, von welchem eine Frau nach der Trauung
zu früh, d. i. eher als die Ordnung der Polizey und der guten Sitten es
erlaubet, entbunden wird, wird ein Frühling; an andern Orten ein Frühauf
genannt, besonders bey den Handwerkern, wo man auch das Zeitwort frühlingen
hat. Er hat gefrühlinget, d. i. die Ehe noch vor der Trauung vollzogen. Anm. So
fern dieses Wort die Jahreszeit bezeichnet, ist dafür im Nieders. auch
Vortiedt, im Friesischen Fahrjehr, im Dän. Forgar, im Schwed. War (Lat. Ver,)
Spring und Lente üblich. Es scheinet, daß diese Benennung ein Überrest der
alten, in Europa noch lange üblich gewesenen Gewohnheit ist, das Jahr mit der
Rückkehr der warmen Jahreszeit, d. i. mit dem Märze anzufangen; indem es
eigentlich etwas bedeutet, was frühe, d. i. um den Anfang des Jahres ist oder
geschiehet.
S. - Ling. [
331-332]