Die Freundschaft
Die Freundschaft,
[
285-286] plur. die -en. 1. Der Zustand,
da man eines andern Freund oder Freundinn ist, in verschiedenen Bedeutungen
dieses Wortes. 1) Die Verwandtschaft, im gemeinen Leben, und ohne Plural. 2)
Bekanntschaft, Vertraulichkeit, welche bloß eine Wirkung des Umganges ist; auch
ohne Plural. Freundschaft mit jemanden halten. Die Freundschaft aufheben. 3) Im
engern Verstande, gegenseitige Liebe zweyer Personen, ohne Unterschied des
Geschlechtes und ohne alle Absicht auf Befriedigung sinnlicher Begierden,
wodurch sich die Liebe im engern Verstande von der Freundschaft unterschiedet.
Freundschaft mit jemanden aufrichten. Ich habe viel Freundschaft gegen ihn.
Eines Freundschaft suchen. Thun sie es aus Freundschaft gegen mich. Die
Freundschaft brechen, wider die Pflichten der Freundschaft handeln. Die wahre
Freundschaft setzt allezeit gegenseitige Verdienste voraus, wenigstens die
Meinung derselben, Gell. Die wahre Freundschaft ist die gegenseitige
Hochachtung und Neigung tugendhafter Gemüther, ebend. Die eheliche
Freundschaft. Als ein Abstractum hat dieses Wort keinen Plural: so fern sich
aber diese Neigung individuell unter mehrern Personen denken lässet, leidet es
denselben sehr wohl. Edle Freundschaften sind ohne Eigennutz. 4) Geneigtheit
eines Obern gegen einen Geringern, wo sich doch nur ersterer dieses Wortes
gegen den letztern bedienen kann. 2. Merkmahle, Beweise der Freundschaft, wo
dieses Wort im gemeinen Leben oft für Gefälligkeit, Dienstleistung gebraucht
wird. Thut mir, doch die Freundschaft u. s. f. Ich habe ihm viele Freundschaft
erwiesen. 3. Personen, die durch Freundschaft mit einander verbunden sind. 1)
Verwandte, im gemeinen Leben; die Familie. Er hat eine große Freundschaft, d.
i. zahlreiche Verwandte. Die ganze Freundschaft kam, Gell. In Luthers Deutscher
Bibel kommt es in diesem Verstande sehr oft vor. 2) Eine Gesellschaft, Zunft,
Innung; eine im Hochdeutschen unbekannte Bedeutung. die Freundschaft der
Leinweber, 2 Chron. 4, 21. Anm. Bey dem Willeram Fruintschefte, in dem alten
Gedichte auf Carln den Großen bey dem Schilter Vriuntscaf, im Nieders.
Fründschap, im Schwed. Fryndskap, und Frändsami.