Fluchen
Fluchen,
[
223-224] verb. reg. neutr. mit haben.
1) Mit Heftigkeit Böses anwünschen, mit der dritten Endung der Person.
Verflucht sey, wer dir flucht, 1 Mos. 27, 29. Fluche nicht dem Könige, Pred.
10, 20. Auch fluche nicht der alten Muhme, Less.
Dem Haufen, der dir spöttlich flucht, Can.
Ingleichen, obgleich seltener, mit dem Vorworte auf. Auf
jemanden fluchen.
Ein Brandmahl wird er euch, worauf in spätern Tagen Ein
beßrer Enkel flucht, Raml.
Fluchen und schwören, mit Aufforderung der göttlichen Strafe
oder eines großen Übels etwas betheuern. Er Flucht, daß sich die Erde aufthun
möchte. Im gemeinen Leben auch wohl active, mit der vierten Endung der Sache.
Einem den Teufel, eine böse Krankheit u. s. f. an den Hals fluchen. 2) Für
lästern, in der Deutschen Bibel. Welcher seinem Gott flucht, der soll seine
Sünde tragen, 3 Mos. 24, 15. 3) Im gemeinen Leben belegt man auch die
leichtsinnige Nennung des Teufels und den Gebrauch ähnlicher, oft sehr
sinnloser, Wörter mit dem Nahmen des Fluchens. Ist meine Stube gut genug, daß
sie den Teufel darin fluchen? Gell.
Der Teufel! seht, das war ein rechtes Rad, Fing endlich einer
an zu fluchen, ebend.
Anm. Fluchen, bey dem Kero fluahhon, bey dem Ottfried
fluachon, um das Jahr 790 in der Fränkischen Mundart fluachenne, im Nieders.
flöken und flökken, ist ohne Zweifel die figürliche Bedeutung eines Wortes,
welches eigentlich eine andere mehr sinnliche Handlung bezeichnet hat. Aber
welches dieses Wort ist, läßt sich nur sehr schwankend muthmaßen. In den
verwandten Sprachen wird dieses Wort, so viel ich weiß, nicht angetroffen. Das
Hauptwort die Fluchung ist nur in den Zusammensetzungen Anfluchung und
Verfluchung üblich. [
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