Münchener DigitalisierungsZentrum - Digitale BibliothekBSB - Bayerische Staatsbibliothek

Adelung - Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

Die Finanz

Die Finanz, [153-154] plur. die -en. 1) * Ränke, List, neue aber schädliche Erfindung, eine veraltete Bedeutung. Sonder brauchen manche Finanz, Hans Sachs. Besonders 2) * zur Vermehrung seines Vermögens, betrieglicher Wucher; eine im Hochdeutschen gleichfalls veraltete Bedeutung.
Wucher, Finanz und Schinderey, Hans Sachs.
Wie nimbs ober Handt die Finanz Wie spitzig ist der Alefantz, ebend. Der nicht Finanz und Wucher übt, Opitz. Weiß nichts von Wechselbänken Von Wucher und Finanz ebend.
3) * Ränke zur Vermehr und des landesherrlichen Vermögens, List in Ernennung neuer Auflagen; eine gleichfalls veraltete Bedeutung welche im Oberdeutschen ehedem gleichfalls üblich war. 4) Heutiges Tages bedeutet dieses Wort nur noch im Plural, und im guten Verstande, die Finanzen, die Einkünfte eines Staates und deren Verwaltung. Die Finanzen sind in eine große Unordnung gerathen. Den Finanzen vorgesetzt werden. Die Finanzen verwalten. figürlich auch wohl den Vermögenszustand einer Privatperson. Seine Finanzen sind in Ordnung bringen. Der Singular ist nur in den Zusammensetzungen Finanz-Collegium, Finanz-Rath u. s. f. üblich, statt deren es auch zuweilen im Plural Finanzen-Collegium u. s. f. heißt. Anm. Wir haben dieses Wort mit der Sache selbst ohne Zweifel aus dem mittlern Lat. Finantia und Franz. Finance, wo es nicht nur den öffentlichen Schatz, sondern auch verschiedene Arten der Abgaben, und dann Geld überhaupt bedeutet; obgleich Du Fresne beyde von dem Deutschen Finanz, Wucher, ableitet. Es kann seyn, daß fein, verschlagen, listig, das Stammwort von beyden, so wie von dem Franz. Finesse, ist, welches in den ersten Bedeutung mit Finanz überein kommt. Allein man hatte im mittlern Lateine auch das Zeitwort Finare, von Finis, welches sich wegen einer Geldsumme endlich vergleichen, und eine Auflage eintreiben, bedeutete. Von Finanz waren ehedem auch die Wörter Finanzen, bevortheilen, und Finanzer, ein Wucherer, listiger Betrieger, üblich. [153-154]
Bürger sind Füchse zum schmeicheln und schmiegen, Vortheln, berücken, finanzen und lügen. Legau. Die Land und Leut beschweren Als Räuber, Landzwinger, Finanzer, Aufsetzmacher, und Alefanzer, Hans Sachs.
In dem 1525 zu Basel gedruckten neuen Testamente Lutheri sind Finanzer, "die vil newe Fundlin auffbringen, als vuder Kauffleuten, Juristen und Hofschrantzen gesehen wurt." [153-154]