Der Fessel
Der Fessel,
[
117-118] des -s, plur. ut nom. sing.
oder noch häufiger die Fessel, plur. die -n, von dem Zeitworte fassen. 1. Über-
haupt, ein jedes Werkzeug, womit man etwas fasset, d. i. bindet, doch nur noch
in einigen Fällen. 1) Bey den Jägern, der Riemen, woran sie das Hiefhorn
tragen, der oder die Fessel, die oder das Hornfessel. Ehedem bedeutete es an
den Wehrgehängen auch denjenigen Theil, worin das Schwert hing; in welchem
Verstande es im Heldenbuche vorkommt, und im Schwed. ist Faetil noch jetzt ein
Gürtel, von fittja, binden. 2) Ein Riemen von Hirschleder, welcher den Falken
um die Füße geleget wird, und auch der Wurffessel heißt. 3) Die Ketten eines
Gefangenen und Sclaven, in der edlern und höhern Schreibart, und nur im Plural.
Einem Fessel anlegen. Einen in Fessel schlagen, oder legen. In Fesseln gehen,
liegen. Eines Fessel tragen, sein Gefangener seyn.
Was willst du, war ichs nicht, die deine Fessel brach? Weiße.
die dich in Freyheit setzte. Figürlich. Die Fessel der Liebe
tragen. Niedriges Laster, wie oft habe ich deine Fesseln verflucht! Lucie, mein
männliches Herz zerbricht deine stolzen Fesseln. Im Oberdeutschen ist es in
dieser Bedeutung auch in der einfachen Zahl üblich.
Ein Fessel drücket mich, Hofmannsw. Ein Fessel lieb ich mehr,
als vormahls Helm und Schwert, ebend.
Wo es zugleich das ungewisse Geschlecht hat. 2. Der Theil des
Fußes, an welchem die Fessel angeleget werden. In diesem Verstande ist die
Fessel an dem Pferdefuße der Raum von der Köthe bis zur Krone, wo man die
Pferde auf der Weide zu fesseln pfleget. Anm. Fessel, Engl. Fetter, ist
vermittelst der Endsylbe -el, welche hier ein Werkzeug andeutet, von dem
Zeitworte fassen gebildet, welches auch für binden gebraucht wurde. Ehedem
lautete es auch Fesser, wovon Frisch Beyspiele anführet; denn die Sylben el und
er wechseln oft mit einander ab. Wenn dieses Wort im Singular stehet, so wird
es im Hochdeutschen seltener im männlichen, als weiblichen Geschlechte
gebraucht. Im Oberdeutschen ist es auch im ungewissen üblich. Im Plural aber
kommt es eben so oft im männlichen die Fessel als im weiblichen die Fesseln vor
Im Nieders. ist dafür Helden und Halden üblich, von halten.
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