Das Fenster
Das Fenster,
[
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Diminut. das Fensterchen, Oberd. Fensterlein. 1) Diejenige Öffnung in einer
Mauer oder Wand, durch welche das Licht in ein Zimmer fällt. An das Fenster
treten. Zum Fenster hinaus sehen. Den ganzen Tag am Fenster liegen. Sich in das
Fenster legen. Aus hohen Fenstern sehen, figürlich stolz thun. Zehen Thaler zum
Fenster hinaus werfen, figürlich, unnütz ausgeben. 2) Diejenige Materie, womit
diese Öffnung ausgefüllet wird, und welche das Licht durchlässet, nebst ihrem
Rahmen. Das Fenster öffnen, aufmachen. Ein Drahtfenster, Papierfenster.
Besonders wenn diese Materie Glas ist. Die Fenster einschlagen. Jemanden die
Fenster einwerfen. Die Fenster sind gefroren, schwitzen. 3) Figürlich führen
auch zwey Öffnungen in der Trommelhöhle des Ohres diesen Nahmen, davon die eine
das runde, die andere aber das eyförmige Fenster genannt wird. Ein leerer
Platz, welchen man im Schreiben lässet, heißt im gemeinen Leben gleichfalls das
Fenster. Die Fenster eines Taubenschlages, für Fluglöcher, Es. 60, 8. Die
Fenster des Himmels, 1 Mos. 7, 11, und die Fenster, d. i. die Augen, Pred. 12,
3, sind im Hochdeutschen ungewöhnlich. Anm. Dieses Wort lautet schon bey dem
Willeram Venstro, unter den Schwäbischen Kaisern Venster und im Dimi.
Vensterlin, im Nieders. Finster, im Schwed. Fönster, im Wallis. Ffenestr, im
Epirot. Fniestra. Es ist unstreitig aus dem Lat. Fenestra entlehnet, zumahl da
die übrigen nördlichen und abendländischen Europäer ihre ganze heutige Bauart
aus Italien be- kommen haben. Indessen kann es seyn, daß dieses Wort,
wenigstens der ersten Hälfte nach, von dem Goth. und Isländ. Fon, Feuer, Licht,
Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , Glanz,
-
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , ich scheine, und Hebr.
-
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , zeigen, sehen,
abstammet.
S. Funke, Fein. Im Oberd. hat man statt dieses Wortes
auch Beye, Peye, welches mit dem Franz. Baye, Bee und beer überein kommt. Die
Engländer nennen ein Fenster Window, und die Schweden Windöga, entweder auch
von dem oben bemerkten Stamme, oder von Wind, der oberste Theil des Hauses.
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