Die Feinheit
Die Feinheit,
[
87-88] plur. die -en. 1. Die feine
Beschaffenheit einer Sache, ohne Plural. 1) In der ersten Hauptbedeutung des
Beywortes, wo es doch nur zuweilen in der dritten figürlichen Bedeutung
gebraucht wird. Die Feinheit der Lebensart. Noch mehr 2) in der zweyten
Hauptbedeutung, und deren sämmtlichen Unterarten. (a) Die Feinheit des Tuches,
der Leinwand, des Garnes, des Pulvers u. s. f. (b) Die Feinheit des Zuckers,
des Goldes, des Silbers u. s. f. (c) Die Feinheit einer Waare, wenn sie mit
besonderm Fleiße verfertiget ist. Die Feinheit des Pinsels, des Ausdruckes, bey
den Mahlern, wenn der Charakter eines Gegenstandes nach allen, auch den
kleinsten Zügen bezeichnet wird. (d) Die Feinheit eines Gedankens, einer
Antwort, eines Lobes u. s. f. wenn nur ein Theil des Gegenstandes vorgestellet
wird, und man den andern mit Wohlgefallen errathen läßt. (e) Die Feinheit des
Geschmackes, dessen Vermögen auch die kleinsten Schönheiten und Fehler zu
empfinden. (f) Die Geschicklichkeit, bey seinen Handlungen seine wahren
Absichten zu verbergen. 2. Feine Dinge selbst, doch nur in einigen figürlichen
Fällen der zweyten Hauptbedeutung, feine Gedanken, feine Züge, feine Wendungen.
Ein Gedicht, ein Gemählde, welches viele Feinheiten enthält. Anm. Im gemeinen
Leben ist statt dieses Hauptwortes auch zuweilen Feinigkeit üblich, welches
aber im Hochdeutschen unedel und ungewöhnlich ist.