Fehl
Fehl,
[
73-74] adverb. der Absicht, den
Regeln zuwider, falsch, ingleichen vergebens; ein Wort, welches nur noch
manchen Zeitwörtern zugesellet wird. Dergleichen sind z. B. Bitten. Fehl
bitten, vergebens, unerhört bitten; wo es doch nur zuweilen im Infinitivo
gebraucht wird. Lassen sie mich nicht fehl bitten; besser, lassen sie mich
keine Fehlbitte thun.
S. Fehlbitte. Bohren. Fehl bohren, falsch bohren, das
rechte Ziel im Bohren verfehlen. Drucken. Fehl drucken, besser falsch drucken.
Führen. Fehl führen, einen falschen Weg führen. Der Verstand führt uns oft
fehl, wenn wir seines Lichtes am meisten bedürfen; Sonnenf. Gehen. Fehl gehen.
1) Falsch gehen, des rechten Weges, oder des rechten Zieles verfehlen. Ich bin
fehl gegangen. Wir sind einander fehl gegangen, haben einander verfehlet. Bey
dem Ottfried missegaan. 2) Für fehl schlagen. im Oberdeutschen. die Sache geht
ihm fehl, schlägt ihm fehl. Greifen. Fehl greifen, falsch greifen, im Greifen
die verlangte Sache verfehlen.
S. Fehlgriff. Hauen. Fehl hauen, falsch hauen, vorbey
hauen. Jagen. Fehl jagen, vergebens jagen, kein Wildbret bekommen; wo doch das
Hauptwort, das Fehljagen, üblicher ist. Laufen. Fehl laufen, vergebens laufen,
das Ziel im Laufen verfehlen. Reden. Fehl reden, falsch reden, sich
versprechen, im Oberdeutschen. Reiten. Fehl reiten, im Reiten des rechten Weges
verfehlen. Der Bediente ist fehl geritten. Schießen, Fehl schießen, vorbey
schießen; die Sache, wornach man zielet, verfehlen.
S. Fehlschuß. Schlagen. Fehl schlagen. a) Von schlagen,
percutere, vorbey schlagen, mit dem Hülfsworte haben.
S. Fehlschlag. 2) Von schlagen, zum Vorschein kommen,
zum Vorschein bringen, mit dem Hülfsworte seyn, nicht gerathen. Das schlägt mir
fehl, erfolgt nicht so, als ich es hoffte. Schmeichle dir nicht mit einer
Hoffnung, die dir leicht fehl schlagen kann. Weiße. Schließen. Fehl schließen,
unrichtig, falsch schließen. Siehe Fehlschluß. Schneiden. Fehl schneiden,
falsch schneiden, vorbey schneiden.
S. Fehlschnitt. Schreiben. Fehl schreiben, falsch
schreiben; besser sich verschreiben. Sehen. Fehl sehen, falsch sehen, sich
versehen, im gemeinen Leben, besonders Oberdeutschlandes. Stoßen. Fehl stoßen,
vorbey stoßen. Treten. Fehl treten, vorbey treten, einen falschen Tritt thun.
S. Fehltritt. Werfen. Fehl werfen, vorbey werfen, falsch
werfen. Ziehen. Fehl ziehen, einen falschen Zug thun. Siehe Fehlzug. Zielen.
fehl zielen, falsch zielen, vorbey zielen. Anm. Es ist unnöthig, dieses
Nebenwort mit den Zeitwörtern, denen es beygesellet wird, als ein Wort zu
schreiben, wie viele thun, fehlgehen, fehlbitten, u. s. f. eben so unnöthig,
als wenn man falsch, recht, gerade, gut und andere Nebenwörter mit den
Zeitwörtern zusammen ziehen wollte, bey welchem sie stehen, und deren Bedeutung
sie näher bestimmen. Dieses Vorrecht haben theils nur die Vorwörter, theils die
untrennbaren Nebenwörter, ge, miß, und voll; zu welchen aber fehl nicht
gehöret, weil es so wie andere Partikeln in den gewöhnlichen Fällen hinter das
Zeitwort tritt. Ich ging fehl. Ganz anders verhält es sich mit den
Hauptwörtern, die außer der Zusammensetzung kein Nebenwort bey sich haben
können. Daher schreibt man ganz richtig, Fehlbitte, Fehltritt, Fehlzug. Im
Dänischen lautet dieses Nebenwort feil, im Niedersächsischen aber ist dafür mis
üblich.
S. das Folgende. [
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