Die Eule
, plur. die -n, Diminut. das Eulchen, des -s, plur. ut nom.
sing. 1) Eigentlich, ein Raubvogel mit einem großen Kopfe, befiederten
Füßen und weiten Ohren, welcher bey Tage blind ist, und nur bey der
Nacht siehet, zu welcher Zeit er auch auf seinen Raub ausgehet, daher er auch
Nachteule genannt wird.
S. Kauz, Ohreule, Kircheule, Horneule, Steineule, Uhu,
Adlereule u. s. f. Strix, L. Besonders wird die braune Eule von mittlerer
Größe, mit glattem Kopfe, rostfarbenen Körper, und schwarzen
Kreise um den Stern des Auges, die Eule schlechthin genannt;
S. auch Buscheule. Sprichw. Wie die Eule unter den
Krähen, d. i. unter Leuten, von denen man verfolget, verspottet wird, weil
das ganze Eulengeschlecht ein Gegenstand der Verspottung und Verfolgung aller
übrigen Vögel, besonders aber der Krähen ist. Im gemeinen Leben
wird die Eule auch das Leichhuhn, Nieders. Liikhoon, genannt, weil ihr Geschrey
eine bevor stehende Leiche verkündige soll. Ihm (dem Redlichen) singet die
Eule nicht banges Unglück und die traurig krächzende Nachtrabe,
Geßn. 2) Figürlich. Eine Art Schmetterlinge, welche sich nur im
Dunkeln sehen lassen, und daher auch Nachtvögel heißen, und eine
rauche Gestalt haben, werden wegen dieser Ähnlichkeit im gemeinen Leben
gleichfalls Eulen oder Eulchen genannt. Sie gehören zu den Phalaenis,
L.Anm. Der Nahme dieses Vogels lautet bey den Schwäb. Dichtern Weule, in
Boxhorns Glossen Uwila, bey dem Notker Hiuuuelu, im Nieders. Uule, im
Holländ. Uyl, im Engl. Owl, im Franz. Hulotte, im Nord. Ugle, im Schwed.
Ugla, im Latein. Ulula. Er ist eine Nachahmung des heulenden Geschreyes dieses
Vogels, welches schon den Alten verdächtig und vorbedeutend war.
S. Heulen und Uhu. Bey dem Pictorius heißt die Eule
auch Hirru und im Franz. Hibou. [
1981-1982]