Etwas
, ein unbestimmtes unabänderliches Pronomen ungewissen
Geschlechtes, welches nur in der einfachen Zahl üblich ist, und
überhaupt ein Ding bezeichnet, von welchem uns weiter nichts bekannt ist,
oder von welchem man keine weitere Bestimmung bemerken will, als daß es da
ist, daß es existiret.1. Eigentlich. 1) In der schärfsten Bedeutung,
im Gegensatze des Nichts. Das ist zwar etwas, aber es ist noch nicht genug.
Arbeiten sie zusammen, so wird etwas daraus. Man weiß zuweilen nicht, wie
sich etwas schicken muß. Es steckt etwas dahinter. Ich sehe, höre
etwas, aber ich weiß nicht, was es ist. Besonders gebraucht man es in
diesem schärfsten Verstande als ein Hauptwort in der Philosophie, ein
jedes Ding, welches nicht nur wirklich, sondern auch möglich ist, zu
bezeichnen, wenn man von demselben keine andere Bestimmung als dessen
Wirklichkeit oder Möglichkeit angeben will oder kann. Das unmerkliche
Etwas, welches in der großen Welt herrscht, den Umgang mit ihr so reitzend
macht, und besser empfunden, als beschrieben wird. Es ist alsdann indeclinabel.
Der Schimmer dieses Etwas. Alle diese Etwas. 2) In weiterer Bedeutung, da
dieses Etwas durch allerley Beysätze näher bestimmt wird. Habt ihr
etwas zu essen? Ich habe dir etwas zu sagen. Sage niemanden etwas davon. Wenn
etwas übrig bleibt. So etwas thue ich nur zur höchsten Noth. Wer
wollte so etwas denken! Werde ich dabey nicht etwas verlieren? Es mischt sich
immer etwas von einer Mannsperson in meine Vorstellung. Besonders durch ein
Beywort ungewissen Geschlechtes, welches dadurch die Gestalt eines Hauptwortes
bekommt, und daher auch mit einem großen Buchstaben geschrieben werden
kann. Etwas Weniges. Das wäre etwas Schönes. Das ist etwas sehr
Gutes. Schreiben sie mir doch etwas Neues. Das ist etwas Anders. Wir wollen von
etwas Andern reden. Ich kann doch nicht glauben, daß ein Traum etwas
Wahrhaftes seyn sollte. Das [
1977-1978] will ganz etwas
Anders, oder etwas ganz Anders sagen. In den gemeinen Sprecharten ist für
dieses etwas auch nur das Fürwort was üblich. Das ist was Anders, was
Gutes, was Schönes. Geben sie mir auch was davon.2. Figürlich, mit
allerley Nebenbegriffen. 1) Mit dem Nebenbegriffe, daß dieses etwas der
Theil eines Ganzen ist. Ach, wenn sie etwas, oder etwas davon gehöret
hätte! Sage niemanden etwas davon. Von dem allen ist etwas, oder nur etwas
wahr. 2) Mit dem Nebenbegriffe der Wenigkeit, eine Fortsetzung der vorigen
Figur, da es die Gestalt eines Adverbii hat. Das ist etwas zu viel, ein wenig
zu viel. Der Wein ist etwas sauer. Er befindet sich etwas besser. Sie ist etwas
einfältig. Ein etwas abgelegener Ort. Gehe etwas weiter. Ich halte sie
für etwas eitel, Gell. Er ist doch wenigstens etwas gefällig. Wenn du
nur etwas genauer seyn wolltest. Alle, die etwas hoch gestiegen sind.
Verändern sie die Sprache bey Julchen etwas, Gell. Ich bin etwas
zerstreut, ebend. Ist hier kein Platz für mich, um etwas auszuruhn? Cron.
Auch mit Hauptwörtern der einfachen Zahl. Ich habe noch etwas Geld. Nimm
etwas Wein.
Die Sprödigkeit bringt etwas Ehre,Doch kann die Liebe
mehr erfreun, Haged.
Auch als ein Collectivum, mit dem Plural. Vor etwas Jahren,
vor einigen Jahren, Bluntschli. Ich habe noch etwas Äpfel. Ingleichen in
der vertraulichen Sprechart, mit einigen Vorwörtern. Er ist in etwas zu
entschuldigen, in einigen Stücken, auf einige Art. Er befindet sich in
etwas besser, für etwas besser, in einigen Stücken besser. Wenn man
die Wankelmuth der Menschen nur in etwas beobachtet. 3) In einigen Fällen,
in der vertraulichen Sprechart, auch mit einem schwachen Nebenbegriffe der
Vielheit. Er bildet sich etwas ein. Er gilt etwas bey Hofe. Das will schon
etwas sagen. Er hat etwas gelernt, und wird sein Glück gewiß machen,
Gell. Im gemeinen Leben ist dafür auch nur das einfache was üblich.
Das will was sagen. Er hat etwas gelernet.Anm. Dieses Pronomen lautet bey dem
Kero eddesuuaz, edderuuaz, bey dem Ottfried ethesuuaz, bey dem Isidor eouuibt
huuazs, bey andern Oberdeutschen und Niedersächsischen Schriftstellern
neyßwas, ichtwas, echt, ichts, im Holländ. iet, iets, im Angels.
auht, awht, awiht, im Engl. aught.
S. Etlich, Etwa, Es und Icht. Es ist das ungewisse
Geschlecht von dem Fürworte etwer oder etwelcher, etwelche, etwelches,
oder etwas, welches noch im Oberdeutschen üblich ist, im Hochdeutschen
aber seine beyden ersten Geschlechter verloren hat. [
1979-1980]