Erschüttern
, verb. reg. welches in doppelter Gattung vorkommt. I. Als ein
Activum, durchaus in eine zitternde Bewegung vorsetzen. 1) Eigentlich. Die
Erdbeben erschüttern ganze Länder. Das Rasseln des Wagens
erschüttert das Haus. Von dem Knalle wurden alle Fenster erschüttert.
2) Figürlich. Die traurige Nachricht erschütterte mein ganzes Herz.
Seine Standhaftigkeit wurde endlich erschüttert, wurde wankend gemacht.
Sein Credit, sein Ansehen, ist gar sehr erschüttert worden,
geschwächet. Einem das Zwerchfell erschüttern, ihm ein lautes
Gelächter abnöthigen. II. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte
seyn, ob es gleich in den zusammen gesetztenZeiten wohl nicht leicht gebraucht
wird, in eine solche Bewegung versetzet werden. Das Haus erschütterte von
dem Rasseln der Wagen. Es krachte, daß die Erde erschütterte. Boas
erschrak und erschütterte, Ruth. 3, 8. Im Hochdeutschen ist dieses Neutrum
nur einigen gemeinen Sprecharten eigen. Im Oberdeutschen hat man dafür
auch das Reciprocum sich erschüttern. Sich aus Furcht erschüttern.
Daher die Erschütterung, plur. die -en, so wohl die Versetzung in eine
bebende Bewegung, als auch diese Bewegung selbst. Das wird ohne
Erschütterung des Hauses nicht abgehen.Anm. Dieses Zeitwort ist das
Iterativum von yrscutan, irscutten, welches bey dem Ottfried und Notker
vorkommt. Auch das einfache scuten findet sich bey dem Ottfried in eben dieser
Bedeutung. Das Nieders. schuddern, das Ital. scuotere, und Latein. concutere
kommen damit überein.
S. Schütten, Schütteln und
Schüttern. [
1937-1938]